Das Wohlbefinden fördern – ohne Medikamente Magazin ARTISET

ARTISET 04/05 I 2024 25 Im Fokus Aromatisch duftende Pflanzenstoffe können in Pflege und Betreuung betagter Menschen und von Menschen mit psychischer Beeinträchtigung ergänzend eingesetzt werden. Eine wohltuende Wirkung haben sie in der Hautpflege, und zudem fördern sie das Wohlbefinden in psychisch schwierigen Situationen. Das zeigen Erfahrungen der Pflege Reute im Appenzellerland und des Schlossgartens Riggisberg BE. Von Elisabeth Seifert Wie wohl keine andere Region der Schweiz bringen wir das Appenzellerland mit dem Wissen um Heilkräuter in Verbindung. Über Generationen hinweg haben die Menschen hier Erfahrung im Umgang mit alternativen, komplementärmedizinischen Heilmethoden gesammelt. Naturheilpraktiken sind als Ergänzung klassischer schulmedizinischer Therapien vielerorts zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Das trifft auch auf die Pflege Reute mit den beiden Häusern Watt und Sonnenschein zu. Die zwei Pflegeheime liegen an idyllischer Lage, umgeben von herrlicher Natur, im Appenzeller Vorderland in der Gemeinde Reute (AR). Die beiden Häuser bieten insgesamt 45 Menschen ein familiäres Zuhause. Neben einigen jungen Suchtkranken sind dies vor allem betagte Menschen mit einem hohen Pflegebedarf, darunter schwere Demenz sowie psychiatrische Erkrankungen. Zur Pflege und Betreuung gehört, wie auf der Website explizit ausgewiesen, neben ärztlicher Betreuung und klassischer Pflege auch die Aromapflege, sprich: die Anwendung ätherischer Öle, Hydrolaten und kaltgepresster Öle. «Die Aromapflege hat eine wichtige Bedeutung für uns», unterstreicht denn auch Geschäftsführer Jakob Egli. Ergänzung alltäglicher Pflege «Wir verstehen uns als Dienstleister für Alter und Gesundheit», sagt Egli. «Wie alle Pflegeheime wenden wir die schulmedizinischen Richtlinien an. Wir berücksichtigen dabei aber stark die Bedürfnisse der Menschen, und sobald wir beobachten, dass sie empfänglich sind für alternative Methoden, bieten wir diese als Ergänzung an.» Und: «Gerade bei der Aromapflege stellen wir fest, dass diese bei den Bewohnerinnen und Bewohnern sehr gut ankommt.» Die verschiedenen Aromaöle werden in der Pflege Reute seit Jahren nach eigenen Rezepturen selbst hergestellt respektive gemischt. Verantwortlich dafür ist derzeit Gabriela Schachtler, die sich mittels diverser Weiterbildungen in diese Kunst eingearbeitet hat. Die Grundlage der Mischungen bildet ein bestimmtes Basisöl, in der Pflege Reute sind dies ein hochwertiges Mandelöl, ein Johannisöl oder ein Jojobaöl. Diesen werden dann naturreine ätherischen Öle beigemischt – und zwar in einer niedrigen Dosierung. «Bei der dünnen, fragilen Haut betagter Menschen sollte der Prozentsatz der ätherischen Öle in etwa zwischen 0,5 und 1 Prozent liegen», sagt Gabriela Schachtler. Verschiedene auf diese Weise produzierte Aromaöle kommen in der alltäglichen Pflege zur Anwendung: die Pflegenden geben dafür wenige Tropfen auf ihre Einweghandschuhe und reiben damit bestimmte Körperstellen ein. Gleichsam prophylaktisch und täglich im Einsatz ist bei vielen der Bewohnenden das «Intimöl». Dem Basisöl werden die ätherischen Öle Thymian, Palmrosa, Manuka und Lavendel beigemischt. «Die Pflege mit diesem Öl verhindert, dass es zwischen den Hautfalten, wo die Bewohnenden «Für eine zielgerichtete Anwendung braucht es das Gespräch mit den Bewohnenden. Sie fühlen sich dadurch wahrgenommen.» Gabriela Schachtler, sie ist in der Pflege Reute für die Herstellung der Aromaöl-Mischungen zuständig

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