Das Wohlbefinden fördern – ohne Medikamente Magazin ARTISET

26 ARTISET 04/05 I 2024 rasch schwitzen, zu Hautrötungen kommt», hält Pflegedienstleiterin Nilanthi Ekubo fest. Die Aromen verbreiten zudem einen angenehmen Duft. Mit dem «Antidekubitusöl», bei dem ein Basisöl mit ätherischen Ölen aus Karottensamen, Myrthe, Lavendel und Rosengeranie versetzt ist, werden – ebenfalls täglich – bettlägerige Bewohnerinnen und Bewohner gepflegt. «Wir massieren damit alle Druckstellen gut ein,» so Nilanthi Ekubo. «Auf diese Weise wird die Durchblutung angeregt, sodass die Haut intakt bleiben kann, und auch hier haben die Aromen eine zusätzlich wohltuende Wirkung.» Das regelmässige Umlagern der Bewohnerinnen und Bewohner könne dadurch, wie die Pflegedienstleiterin betont, freilich nicht ersetzt werden. Individuell komponierte Düfte Gerade auch die prophylaktische Anwendung der Aromaöle habe zur Folge, so die Pflegedienstleiterin, dass sich Probleme an den entsprechenden Körperstellen zu einem grossen Teil vermeiden lassen. Aromaöle haben in den beiden Häusern Watt und Sonnenschein aber nicht nur bei der Hautpflege eine wichtige Bedeutung, sondern auch, wenn jemand unruhig ist, Stimmungsschwankungen verspürt oder Schwierigkeiten beim Einschlafen hat. In diesen Fällen entfalten die ätherischen Öle ihre Wirkung ganz besonders über den Duft. «Die Duftmischungen werden zu diesem Zweck für jeden Bewohner und jede Bewohnerin individuell zusammengestellt», betont Gabriela Schachtler. Gemeinsam mit der betreffenden Person testet sie oder auch eine Pflegende, welcher Duft oder welche Duftmischung eine Person in ihrer spezifischen Situation anspricht. «Wir träufeln wenige Tropfen dieses Öls auf ein Taschentuch oder einen Duftstein und beobachten, ob der Duft die erwünschte Wirkung erzielt.» Eine Alternative zu Duftsteinen bildet auch der Raumspray. Auch wenn die Düfte sehr individuell komponiert sind, als grundsätzlich stimmungsaufhellend bezeichnet Schachtler ätherische Öle aus Mandarine, Lavendel, Rose, Melisse oder Basilikum. Sowohl die Aromapflege und auch andere komplementärmedizinische Methoden verfehlen ihre Wirkung nicht, sind sich die Mitarbeitenden der Pflege Reute einig. Für eine zielgerichtete Anwendung alternativer Methoden brauche es das Gespräch mit den Bewohnenden. Schon allein diese persönliche Zuwendung empfinden viele als sehr wohltuend. Schachtler: «Unsere Bewohnerinnen und Bewohner fühlen sich dadurch wahrgenommen. Wir machen Seelenpflege und tragen zum Wohlbefinden und zur Lebensqualität bei.» In Absprache mit der Ärztin und Pflegenden Den Wert der Aromapflege erkennen auch Institutionen aus anderen Teilen der Schweiz, neben Pflegeinstitutionen auch Institutionen für Menschen mit Behinderung. So hat seit etlichen Jahren die Behandlung mit aromatisch duftenden Pflanzenstoffen im Schlossgarten Riggisberg im Kanton Bern einen festen Platz als Ergänzung zu Pflege und Betreuung. Der «Schlossgarten» begleitet und betreut 270 Menschen, die mit psychischen und/oder geistigen Beeinträchtigungen leben. Die Aromaöle werden hier neben der Hautpflege gerade bei Bewohnerinnen und Bewohnern mit depressiven Verstimmungen, bei Reizüberflutung, Unruhe und auch in der Sterbebegleitung angewendet. «Die Aromapflege kann unterstützend zum Wohlbefinden beitragen», sagt Jolanda Schaller. Sie ist diplomierte Aromatherapeutin und begleitet in dieser Funktion die Menschen im «Schlossgarten» seit drei Jahren. Alle zwei Wochen, wenn sie in der Institution anwesend ist, gehört es zu ihren Aufgaben, in Absprache mit der Ärztin sowie Pflegenden und Betreuenden, Menschen zu besuchen, um herauszufinden, welche Art der Aromapflege ihnen helfen kann. Eine anspruchsvolle Aufgabe, für die es Zeit und viel Gespür braucht. «Besonders wichtig ist das Gespräch», betont Jolanda Schaller ganz ähnlich wie die Mitarbeitenden der Pflege Reute. Und: «Es sind immer die Menschen, die entscheiden, welcher Duft für sie im Moment richtig ist, nicht ich», unterstreicht sie. Wenn jemand zum Beispiel über «Die Tagesverfassung ist entscheidend dafür, wie die Bewohnenden auf bestimmte Düfte reagieren. Es ist für mich spannend und herausfordernd zugleich, den Duft zu finden, der zu einem bestimmten Zeitpunkt der richtige ist.» Jolanda Schaller, diplomierte Aromatherapeutin im Schlossgarten Riggisberg BE

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