Das Wohlbefinden fördern – ohne Medikamente Magazin ARTISET

ARTISET 04/05 I 2024 31 Aktuell Vor 15 Jahren schlossen die ersten Diplomierten des niederschwelligen Berufsausbildungsangebots PrA ihre Lehre ab. Seither nimmt die Anzahl der Lernenden stark zu. Heute bieten bereits über 400 kleine bis grosse Betriebe und auch kantonsübergreifende Organisationen die Praktische Ausbildung an. Ein Absolvent erzählt von seinen Erfahrungen, und Annina Studer vom Branchenverband Insos blickt hinter die Kulissen der PrA Schweiz. Von Salomé Zimmermann Marco Scherwey ist 25 Jahte alt und bekennt: «Ich gehe gerne zur Arbeit, sie macht mir Freude. Mit meinen Kollegen fühle ich mich wohl, wir sind fast wie eine kleine Familie.» Der junge Mann hat die Praktische Ausbildung (PrA) im Bereich Logistik in der GEWA abgeschlossen. Damit war seine Ausbildung aber noch nicht zu Ende. Er hängte eine Lehre mit dem eidgenössischen Berufsattest EBA an und schloss auch diese erfolgreich ab. So ist es ihm gelungen, trotz seinen besonderen Voraussetzungen im allgemeinen Arbeitsmarkt Fuss zu fassen. Seit bald drei Jahren ist er in einem 80-Prozent-Pensum bei einer Logistik-Firma in Givisiez fest angestellt. «Ich mache Bestellungen parat und verpacke und lagere Gegenstände», beschreibt er seine Tätigkeit. Marco Scherwey ist stolz auf das, was er erreicht hat. Möglich wurde dies durch die Praktische Ausbildung PrA, ein niederschwelliges Berufsbildungsangebot, das es heuer seit 15 Jahren gibt. Die zweijährige Ausbildung PrA richtet sich an junge Menschen, die keinen direkten Zugang zu den eidgenössischen beruflichen Grundbildungen haben (EBA- und EFZ-Lehre). Es sind Jugendliche, welche die obligatorische Schule abgeschlossen haben und wegen Lernschwierigkeiten keinen Ausbildungsplatz finden. Hinter der PrA steht der Branchenverband Insos. Er erteilt den PrA-Anbietern Bildungsbewilligungen, verwaltet die Lehrverträge, ist zuständig für die nationalen Ausbildungsprogramme, Lehrmittel sowie Nachweise und Ausweise und entwickelt die PrA weiter. Schweizweite Qualität Die PrA wurde wegen der Einführung der beruflichen Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest EBA ins Leben gerufen. Letztere ersetzte ab 2004 schrittweise die in den meisten Berufen bis anhin üblichen kantonalen «Anlehren». Die EBA-Grundbildungen haben sich in vielen Branchen erfolgreich etabliert. Sie ermöglichen seither auch Jugendlichen mit Beeinträchtigungen die berufliche Integration und Anschlüsse in weiterführende Ausbildungen. Die Anforderungen an die EBA-Lernenden sind allerdings in vielen Branchen wesentlich höher als die ehemaligen kantonalen Anlehren, vor allem im schulischen Bereich. So schafften rund zwei Drittel der Jugendlichen mit Behinderungen, die nach altem Schema eine kantonale Anlehre gemacht hätten, den Einstieg in eine EBA-Lehre nicht. Die Anzahl Schülerinnen und Schülern ohne Anschlusslösung nach der obligatorischen Schulzeit nahm rapide zu. Dies war die Geburtsstunde der PrA. Überzeugt davon, dass jeder Mensch berufliche Handlungskompetenzen erwerben kann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und eine professionelle und individuelle Begleitung gewährleistet ist, initiierte der Branchenverband Insos zusammen mit spezialisierten Mitgliederorganisationen 2007 die Praktische Ausbildung PrA. 2009 schlossen die ersten Absolventinnen und Absolventen die PrA gestützt auf Richtlinien ab, welche eine Pilotgruppe aus der Deutschschweiz und der Romandie entwickelt hatte. Die festgelegten minimalen Rahmenbedingungen und Qualitätsvorgaben richten sich an der EBA-Lehre aus und sorgten dafür, dass sich die individuell umsetzbare und kompetenzorientierte PrA schweizweit standardisiert hat. Beliebteste PrA-Berufe 2023/2024 Quelle: Insos PrA Industrie: 129 PrA Logistik: 187 PrA Hauswirtschaft: 253 PrA Restaurant: 98 0 50 100 150 200 250 300 PrA Betriebsunterhalt: 180 PrA Detailhandel: 179 PrA Schreinerei: 115 PrA Gärtnerei: 161 PrA Küche: 222

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