ARTISET 04/05 I 2024 39 Projektgruppe konkrete Massnahmen entwickelt, einen darauf basierenden Aktionsplan ausgearbeitet – und diesen schliesslich einer breit zusammengesetzten Begleitgruppe unterbreitet. Parallel zur Erarbeitung der Massnahmen lancierte die Verwaltung einen Aufruf zur Einreichung entsprechender Pilotprojekte, mit denen innovative Ideen über drei Jahre getestet werden können. Zahlreiche Organisationen haben über 100 Projekte eingegeben, aus denen 40 ausgewählt worden sind. In den verschiedenen Leitungsorganen, welche die Umsetzung dieser Pilotprojekte sowie der konkreten Massnahmen überwachen und steuern, nehmen nicht nur Mitglieder der Verwaltung teil, sondern auch sämtliche Interessengruppen. Und als Novum in der Schweiz ist Anfang Jahr eine Kampagne gestartet worden zur Schaffung eines Beirats aus Seniorinnen und Senioren. Dieser Seniorenrat wird den ganzen Umsetzungsprozess mittels Stellungnahmen begleiten, an Arbeitsgruppen teilnehmen und alle zwei Jahre eine Alterskonferenz organisieren. «Mit dieser Partizipation wollen wir die verschiedenen Akteure zusammenbringen, um so die Angebote besser zu koordinieren», sagt Ruiz. Im Kanton Waadt gebe es bereits viele zukunftsweisende Dienstleistungen, die aber gerade für die ältere Bevölkerung noch besser zugänglich gemacht werden müssen. Und: «Indem wir jetzt alle Interessengruppen an Bord haben, entsteht eine interessante Dynamik.» Sie spricht damit auf die Vielfalt der eingebrachten Ideen an und die Unterstützung von «Altwerden 2030» durch breite Bevölkerungskreise. St. Gallen: Unterstützung der Gemeinden Um das neue Leitbild «Gestaltungsprinzipien der Alterspolitik» zu konkretisieren, hat der Kanton St. Gallen im letzten Jahr den Bericht «Zielbild integrierte Angebotsplanung im Altersbereich» veröffentlicht. Gedacht ist dieses «Zielbild» als Hilfsinstrument für die Gemeinden, die in St. Gallen für die Umsetzung der Alterspolitik zuständig sind. «Das Zielbild soll dabei helfen, ein gemeinsames Verständnis der Akteure zu schaffen und mögliche Aktivitäten basierend auf dem Zielbild gemeinsam zu planen und umzusetzen», sagt Ingo Kratisch, Leiter Abteilung Alter im Amt für Soziales. Es formuliert entlang den drei Unterstützungsphasen «Selbstständiges Wohnen zu Hause», «Nutzung temporärer Angebote» und «Wohnen im spezialisierten Umfeld» die jeweils nötigen Koordinationsaufgaben. Als besonders innovativ bezeichnet Kratisch ein webbasiertes Planungstool, das, basierend auf regelmässig aktualisierten Daten, dem Kanton eine Übersicht der Angebotsentwicklung gibt und jeder einzelnen Gemeinde oder Region dabei behilflich sein soll, ihren zukünftigen Planungsbedarf zu erkennen. Jeder Gemeinde oder Region kann ein aktueller Datenauszug in Form eines Kurzberichts des Planungstools zur Verfügung gestellt werden. Im Tool sind Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung gemäss Schweizerischem Gesundheitsobservatorium (Obsan) hinterlegt und es wird aufgezeigt, wie sich der Bedarf im Bereich Wohnen sowie in der ambulanten und der stationären Pflege entwickelt. Zukünftig sollen sämtliche vorhandenen Angebote einer Gemeinde mit zusätzlichen Kennzahlen im Tool abgebildet werden, von den verschiedenen Wohnformen bis hin zu unterschiedlichen Beratungs- und Betreuungsleistungen. Ebenfalls ist in der Weiterentwicklung des Tools ein Ampelsystem vorgesehen, das den Verantwortlichen anzeigt, ob sie auf Basis der Bevölkerungsentwicklung und des bestehenden Angebots einen Handlungsbedarf haben. «Mithilfe des Zielbildes können sie diesen Handlungsbedarf dann näher definieren und Lösungsansätze entwerfen», so Kratisch. Damit die Gemeinden das Zielbild im Hinblick auf ihre eigenen Bedürfnisse richtig lesen können, plant der Kanton Sensibilisierungs-Workshops und Coachings. Diese sind derzeit für einzelne Pilotregionen in Planung. «Bei der Durchführung der Workshops ist es wichtig, dass die Gemeinden alle zentralen Leistungserbringer an Bord holen müssen.» Die Erkenntnisse aus diesen Workshops und Coachings fliessen in die Umsetzungsstrategie der Alterspolitik ein, wie Kratisch erläutert. Der Umsetzungs- respektive Aktionsplan soll möglichst genau den effektiven Bedürfnissen entsprechen. Zu diesem Zweck finden derzeit auch regelmässig Netzwerktreffen der Altersverantwortlichen der Gemeinden statt. «Mit dieser Partizipation wollen wir die verschiedenen Akteure zusammenbringen, um so die Angebote besser zu koordinieren. Indem wir jetzt alle Interessengruppen an Bord haben, entsteht eine interessante Dynamik.» Rebecca Ruiz, Vorsteherin des Waadtländer Departements für Gesundheit und Soziales Hier kommen Sie zur Plattform forum-alterspolitik.ch: Aktuell
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