Das Wohlbefinden fördern – ohne Medikamente Magazin ARTISET

ARTISET 04/05 I 2024 41 Förderbeiträge kommen Personen, die das 27. Lebensjahr vollendet haben und seit mehr als zwei Jahre im Kanton Bern wohnen. Endlich am Wendepunkt Zur Gruppe der Quereinsteigenden zählt auch Maria Kestenholz, die dem gleichen Studienlehrgang wie Thomas Lengweiler angehört. Die 36-Jährige leitet mit der beruflichen Neuorientierung nicht nur einen Wendepunkt in ihrem Berufsleben ein, sondern erfüllt sich einen lang gehegten Wunsch. Schon seit vielen Jahren ist Maria Kestenholz im Gesundheitswesen tätig. Die gebürtige Italienerin schloss im Südtirol einst eine Grundausbildung in der Pflege ab, arbeitete danach jedoch nicht auf dem Beruf, da sie es sich als junge Erwachsene nicht zutraute. In der Schweiz legte sie später ein Handelsdiplom ab, bildete sich zur medizinischen Sekretärin weiter und engagierte sich in unterschiedlichen Funktionen. Mit zunehmender Reife verflogen auch ihre Berührungsängste mit der Pflege – und ein Bedürfnis wurde wach: «Ich realisierte, dass ich bei der Arbeit viel lieber anpacken statt nur beobachten würde», erzählt Maria Kestenholz. So meldete sie sich beim BZ Pflege an und ging zu einem Aufnahmegespräch. Als sie von den Förderbeiträgen erfuhr, fühlte sie sich erleichtert: «Ohne diese Unterstützung hätte ich wohl einen Kredit aufnehmen müssen», sagt die angehende Pflegefachfrau. Sie empfindet es als «sehr hilfreich», dass der Kanton ihre Ausbildung mitfinanziert. Vera Loser Gardi weiss aus Erfahrung, wie schwer die finanzielle Last manchmal für Studierende sein kann. Sie sagt: «Die Förderbeiträge werden zu einer Stressreduktion während der Ausbildung beitragen und Abbrüche verhindern.» Beruflich nochmals durchstarten Das Förderprogramm des Kantons ist vorerst auf fünf Jahre befristet. Bildungsfachleute und Behörden gehen davon aus, dass das Angebot im Rahmen der Pflegeinitiative, die sich in der Umsetzungsphase befindet, fortgesetzt und ausgebaut wird. Am BZ Pflege stellt man eine steigende Nachfrage fest. «Es melden sich immer mehr Personen, für die eine Ausbildung aus ökonomischen Gründen eigentlich nicht infrage kommt», so Vera Loser Gardi. Es sind Menschen mit unterschiedlichen Biografien, die einen haben eine Lehre oder ein Studium abgeschlossen, andere sind aktuell als Fachfrau oder Fachmann Gesundheit tätig. Es sind Leute wie Maria Kestenholz und Thomas Lengweiler, die auf eigenen Beinen stehen, eine Wohnung und vielleicht auch eine Familie haben und für ihren Lebensunterhalt selbst aufkommen müssen. Sie alle haben mit dem neuen Instrument die Möglichkeit, die Ausbildung zur diplomierten Pflegefachperson HF zu absolvieren. «Ohne Förderbeiträge wäre es für mich nicht möglich gewesen, mit 50plus beruflich nochmals durchzustarten», betont Thomas Lengweiler. Ein Privileg, das verpflichtet Während der Ausbildung am BZ Pflege, die – je nach Vorbildung – zwei oder drei Jahre dauert, beschäftigen sich die Studierenden theoretisch und praktisch mit allen Facetten der Pflege. Maria Kestenholz legt den thematischen Fokus auf «Psychisch erkrankte Menschen». Sie möchte verstehen lernen, wie die menschliche Psyche funktioniert, um langfristig Menschen in Krisensituationen unterstützen zu können. «Die Ausbildung bietet mir Entwicklungsmöglichkeiten», ist sie überzeugt. Thomas Lengweiler widmet sich dem Fokus «Körperlich erkrankte Menschen», da er seine berufliche Zukunft in einem Alters- und Pflegeheim sieht. «Ich möchte Bewohnerinnen und Bewohner unterstützen und dazu beitragen, dass ihr Leben lebenswert ist», sinniert er. Beide Studierenden bezeichnen die Neuorientierung als Privileg. Und sie betonen, dass es ihnen mit dem Quereinstieg «sehr ernst» sei. Umso mehr fühlen sie sich ihrem zukünftigen Wirkungsfeld verpflichtet. Es dürfte für sie somit ein Leichtes sein, die Auflagen des Kantons zu erfüllen: Wer von Förderbeiträgen profitiert, verpflichtet sich, nach Abschluss der Ausbildung mindestens zwei Jahre als Pflegefachperson im Kanton Bern zu arbeiten. Personen ab 27 Jahren, die ihren Wohnsitz seit mindestens zwei Jahren im Kanton Bern haben und sich für einen Quereinstieg in die Pflege mit entsprechendem Förderbeitrag interessieren, wenden sich an das Berner Bildungszentrum Pflege: ➞ bzpflege.ch «Das Angebot richtet sich ausschliesslich an Personen, die eine Ausbildung auf Tertiärstufe anpeilen.» Vera Loser Gardi, Berner Bildungszentrum Pflege

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