Das Wohlbefinden fördern – ohne Medikamente Magazin ARTISET

ARTISET 04/05 I 2024 45 In den Prozess sollen überlegt mehrere Berufsgruppen und Mitarbeitende einbezogen werden. Können Sie diesen Prozess konkretisieren? Nehmen wir zum Beispiel das Thema Arbeitstätigkeit. Mitarbeitende verschiedener Hierarchiestufen und Berufsgruppen beschäftigen sich mit den aufgelisteten Massnahmen, die eine erfüllende Arbeit ermöglichen sollen. Sie prüfen, welche dieser Massnahmen bereits umgesetzt sind und welche im eigenen Betrieb sinnvoll wären. In einem nächsten Schritt geht es darum, gemeinsam darüber zu diskutieren. Dadurch setzt man einen Organisationsentwicklungsprozess in Gang. Und daraus leitet man dann bestimmte Massnahmen ab, die umgesetzt werden sollen? Ja, genau. Die Umsetzung der Massnahmen erfordert dann womöglich einige Zeit, zum Beispiel dann, wenn Arbeitsprozesse geändert werden müssen, damit Mitarbeitende in ihrer Arbeit nicht immer unterbrochen werden. Wichtig ist auch, dass die Massnahmen auf ihre Wirkung hin evaluiert werden. Ist eine erfüllende Arbeit neben dem Lohn respektive den Anstellungsbedingungen nicht ein sehr zentraler Faktor? Mitarbeitende wollen ihre Arbeit als erfüllend und sinnhaft empfinden, ganz besonders trifft dies auf jüngere Mitarbeitende zu. Die Institutionen müssen deshalb deutlich machen, dass Mitarbeitende eine sehr zentrale Aufgabe für die begleiteten Menschen und die Gesellschaft übernehmen. Institutionen können sich gegen innen und aussen als Gesellschaftsgestalter profilieren. Erfahrungen zeigen, dass ein solches Selbstverständnis Mitarbeitende anziehen kann. Haben Betriebe zufriedenere Mitarbeitende, wenn sie mit diesen Checklisten arbeiten? Das Modell, wie es jetzt vorliegt, ist neu, und deshalb gibt es noch wenig Erfahrungen damit. Aus meiner Beratertätigkeit weiss ich, dass die Zufriedenheit besser wird. Mit einer allumfassenden Zufriedenheit darf man aber nicht rechnen. Wichtig ist deshalb, ein Erwartungsmanagement zu betreiben. Zudem gilt es die Teamleitungen in die Verantwortung einzubeziehen. Wenn innerhalb der Teams eine gute Feedbackkultur und Wertschätzung gelebt werden, ist viel gewonnen. Wir haben darüber gesprochen, was Betriebe machen können, um Mitarbeitende anzuziehen und dann auch zu halten. Wo sehen Sie wichtige Aufgaben aufseiten der bestellenden Behörden und der Politik? Die Politik muss davon wegkommen, Organisationen für Menschen mit Unterstützungsbedarf einfach nur als Kostenfaktor zu sehen. Stationäre und auch ambulante Leistungserbringer tragen nämlich viel zur Wertschöpfung bei, indem sie eine bessere Lebensqualität von Bewohnenden, ihren Familien sowie der Gemeinschaft ermöglichen. Zentral ist weiter der Ausbau gewisser Ausbildungsgänge. Zudem braucht es mehr subventionierte Kita-Plätze sowie steuerliche Anreize, damit sich die Erwerbsarbeit für Zweitverdienende lohnt. * Johannes Schmuck, Jg. 1961, ist Inhaber einer Firma im Bereich Beratung, Bildung und Management. Er hat Sozialpädagogik und Philosophie studiert. Über viele Jahre hinweg hat er in Heimen und sozialen Institutionen gearbeitet und war an verschiedenen Ausbildungsstätten als Bildungsmanager, Dozent und Ausbildner tätig. Hier gelangen Sie zu den Checklisten: Johannes Schmuck: «Wenn innerhalb der Teams eine gute Feedbackkultur und Wertschätzung gelebt werden, ist viel gewonnen.» Foto: zvg

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