Das Wohlbefinden fördern – ohne Medikamente Magazin ARTISET

ARTISET 04/05 I 2024 9 Im Fokus Die Pflegewissenschaftlerin Eliane Baumberger* beschäftigt sich in ihrer Forschung mit nicht-medikamentösen Therapien in der Alterspflege. Sie erläutert, wie die Ansätze wirken und wie sie erfolgreich eingesetzt werden können. Zudem plädiert sie für eine personenzentrierte Haltung der Organisationen. Interview: Salomé Zimmermann « Nicht-medikamentöse Behandlung hilft allen Beteiligten» Frau Baumberger, worum geht es bei den nicht-medikamentösen Therapien? Nicht-medikamentöse Therapien und nicht-medikamentöse Interventionen der Pflegenden, wie es in der Pflegefachsprache heisst, verfolgen verschiedene Ziele: die Lebensqualität zu verbessern, Fähigkeiten zu erhalten oder wiederherzustellen sowie Symptome zu lindern. Es geht darum, mit Heimbewohnenden und Patientinnen und Patienten in direktem Kontakt zu sein und das Gegenüber als ganzen Menschen in seiner Individualität wahrzunehmen. Dieser personenzentrierte und ganzheitliche Ansatz ist entscheidend bei den nicht-medikamentösen Behandlungsformen. Sie verändern das Befinden und die Art des gegenseitigen Umgangs in einer positiven Weise. Davon profitieren alle Beteiligten. Ein weiteres Ziel von nicht-medikamentösen Ansätzen ist, dass schwierige Situationen ohne oder mit weniger Medikamenten und ohne freiheitsbeschränkende Massnahmen gehandhabt werden. Welche Ansätze gehören zu den nicht-medikamentösen Therapien? Diese umfassen einerseits Therapien wie Ergotherapie, Logopädie, Physio- Musik-, Kunst- und Aktivierungstherapie. Andererseits führen auch Pflegende nicht-medikamentöse Interventionen wie Bewegung, Massagen, Aromatherapie und psychosoziale Interventionen, die Entwicklungen in konstruktive Richtungen unterstützen, durch. Wichtig ist, dass die Behandlungen auf die individuellen Bedürfnisse der Bewohnenden ausgerichtet sind. Zudem braucht es eine regelmässige und frühzeitige Anwendung, dann können nicht-medikamentöse Therapien bereits präventiv und gut wirken. Was braucht es auf Ebene der Institutionen, damit die nicht-­ medikamentöse Behandlung erfolgreich ist? Es ist wichtig, dass die Leitung nicht-­ medikamentöse Ansätze ermöglicht und fördert. Dazu gehört die Bereitstellung zeitlicher und personeller Ressourcen und die Etablierung einer Pflegekultur, in der selbstverständlich mit einem personenzentrierten Ansatz und mit psychosozialen Interventionen gearbeitet wird. Auch die Schaffung einer offenen Lernkultur, welche gegenseitige Unterstützung, Feedbacks und Reflexion fördert, ist wichtig. Es gibt in der Langzeitpflege häufig eine hohe Arbeitsbelastung, auch wegen des Fachkräftemangels. Das erschwert die Arbeit mit nicht-medikamentösen Ansätzen. Umso wichtiger ist eine klare Haltung des Managements. Natürlich sind auch die Haltung, die Sozial- und

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