Partizipative Führung hat Zukunft | Magazin ARTISET | 6 2022
ARTISET 06 I 2022 19 die Arbeit jeden Tag neu entdeckt wer den. Es kann deshalb zu Unstimmig keiten und Konflikten kommen.» Be rufsprofile, die sich stark an den Fachkompetenzen orientieren, und die Komplexität der institutionellen Struk turen behindern Veränderungen zu sätzlich. Wichtige Projektevaluation Seit dem Projektstart wurden bei den Mitarbeitenden zwei Zufriedenheits umfragen durchgeführt, und eine wei tere ist für den Herbst geplant. Das Ziel der Datenerhebung ist, die Hal tung der befragten Personen gegenüber dem Wechsel gut zu verstehen. Die Fragen beziehen sich auf die Autono mie, die Arbeitslast, die Zusammenar beit und Effizienz in den Teams, den Arbeitseinsatz, die berufliche Erschöp fung, die Einschätzung der persönli chen Leistung, die Entwicklung von Teamdenken, den Sinn der Arbeit und die psychologische Sicherheit. Die glei chen Fragen werden anlässlich von Einzelgesprächen nochmals aufgegrif fen und vertieft. Die im Montchoisi Wohnenden leisteten ebenfalls ihren Beitrag. Im Rahmen von Workshops sprachen sie darüber, was für sie persönlich einen perfekten Tag im Alterspflegeheim ausmacht. Die Resultate der Befra gung ermöglichten bereits, gewisse Leistungen anzupassen. Die Befragung umfasste auch verschiedene allgemeine Themen wie die Lebenszufriedenheit, die Angst vor demTod sowie präzisere Fragestellungen in Bezug auf die Ausgangsmöglichkeiten, die Wahl freiheit, die Verständigung, die unter haltenen Beziehungen und weitere Lebensthemen. «Die Ergebnisse sind sehr ermuti gend», stellt Projektbegleiterin Céline Desmarais fest. Im Vergleich zu ande ren Einrichtungen der Stiftung erwäh nen die alten Menschen vor allem ei nen grösseren Beziehungsreichtum unter sich und mit dem Personal. Die ses schätzt seinerseits die Autonomie und die Zusammenarbeit und findet die Arbeit wieder sinnstiftend. «Im Moment sind dies noch Tendenzen. Nun gilt es abzuwarten, ob sie sich mit der Zeit bestätigen», warnt die Profes sorin. Sie unterstreicht auch, wie schwierig es sei, die Auswirkungen ei nes personenzentrierten Ansatzes zu evaluieren, da gerade die agile Organi sation in einem steten Wandel begrif fen und nicht starr sei. Sie werde lau fend den Erfahrungen angepasst. Das Hauptziel bleibt allerdings, einen sorgfältig gewählten Ansatz so auszu bauen, dass sich das Modell in anderen Kontexten reproduzieren oder anpas sen lässt. Künftige Auswertungen Was funktioniert und was nicht, wird sich in den Rückmeldungen zeigen. Luis Villa betont jedoch, dass eine Ver änderung von dieser Tragweite Zeit brauche. Des Weiteren dürfe man nicht vergessen, dass die Coronakrise mit ihren restriktiven Massnahmen und der Abschirmung von der Aussen welt die Ergebnisse zumTeil verfälscht hat, beispielsweise in Bezug auf die Absenzen oder die Lebensqualität. Weitere Evaluationen werden zeigen müssen, wie sich die neue Organisati onsform auf Dauer bewährt: Fortset zung folgt. Die Teams im Alterspflegeheim Montchoisi arbeiten interdisziplinär, flexibel und selbstbestimmt. Alles zum Wohl der Wohnenden. Foto: Fondation Saphir
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