Partizipative Führung hat Zukunft | Magazin ARTISET | 6 2022
ARTISET 06 I 2022 29 alle ihre Meinung kundtun: «Wir führen keine endlosen Diskussionen, sondern wer einen Einwand gegen ei nen Vorschlag vorbringen will, muss diesen sinnvoll begründen, erklären und einen neuen Lösungsansatz prä sentieren.» In ihren Buddy-Gesprächen passiere ein Austausch auf Augenhöhe, wie sie in Mitarbeitergesprächen in top-down hierarchischen Strukturen oft nicht stattfänden. Lang müsse das allerdings nicht dauern, «denn wir müssen effi zient und erfolgreich sein». Das gelinge auch, wenn die Themenkreise gut auf gestellt seien: «Dann fliessen die Abläu fe ohne Verzögerung, das ist eine reine Frage der Organisation und Rollenklar heit.» In dringenden Fällen, beispiels weise wenn es um das Kindeswohl geht, liegen dann zwischen Auftragserteilung und Absprachen nur wenige Stunden. Auch Kundinnen und Kunden aus dem internationalen und Wirtschafts- Umfeld benötigen zunehmend massge schneiderte Lösungen. «Dabei ist Kon text Mensch mit ihrem Pool von Fachleuten eine starke Partnerin», sagt Ramona Bischoff. Unter anderem in einem UN-Mandat, wo Kontextolo ginnen und Kontextologen in der betrieblichen Sozialarbeit agieren. «Dort werden Fragestellungen aus ver schiedensten Lebens- und Berufsberei chen kompetent und ad hoc begleitet.» Fragt jemand, wer denn bei Kontext Mensch Chef oder Chefin sei, lautet die Antwort klar: «Das kommt darauf an.» Die Verantwortung hängt mit der Fragestellung zusammen und nicht mit der klassischen Vorstellung der Begriff lichkeit Chef oder Chefin. Das jedoch bedeute keineswegs, dass niemand Ver antwortung übernehme, stellt Bischoff klar: «Alle sind mitverantwortlich ge mäss ihren Rollen: Alle in ihrem Ge biet, mit ihrem Fachwissen und ihren Stärken.» Bischoff und Steiger sind sich aber sehr bewusst, dass noch grosses Entwicklungspotenzial vorhanden ist. «Kontextologinnen müssen Fehler ma chen dürfen, egal in welchen Rollen sie aktiv sind», betont Steiger. Wichtig dabei sei, die richtigen Schlüsse für zu künftige Lernchancen zu ziehen. «Wir leben eine Kultur des ‹Ja, und!› und nicht des ‹Ja, aber?› ». Absprache innert zwei Stunden Mitten im Gespräch klingelt das Tele fon: Die Anfrage eines Amts für Er wachsenen- und Kindesschutz, eine Familie benötigt Unterstützung. Innert zwei Stunden werden sich die Buddys abgesprochen haben und wissen, wel che zwei, drei Kontextologinnen und Kontextologen sich am besten eignen und noch Kapazitäten haben. An schliessend fragt der verantwortliche Buddy die gemeinsam bestimmten Fachpersonen der Reihe nach an. So bald eine von ihnen den Fall annimmt, übergibt er dieser Person alle Vorinfor mationen sowie die gesamte Fallfüh rung, diese verhandelt von da an direkt mit der Auftraggeberin. Die Rolle «Admin» übernimmt das Erstellen von Offerte und die Abrechnungen, der oder die Buddy steht regelmässig als Coach und Supervisor zur Seite, an sonsten bearbeitet die jeweilige Kon textologin oder der Kontextologe den Fall mit den eigenen Methoden. Vieles funktioniert fliessend, mit klaren Ab sprachen und mit kurzen Wegen. «Wir arbeiten produktiv, kreativ, qualitativ», erklärt Ramona Bischoff. «Partizipativ und doch wirkungsvoll», ergänzt Samuel Steiger. «Offen und lebendig sein», sagen sie, und «immer handlungsfähig und verantwortungs voll.» Und vor allem: «Menschlich.» WIRTSCHAFTLICH + SOZIAL = KONTEXT MENSCH Nach einigen Jahren Arbeit im stationären und ambulanten Bereich hatten die drei Sozialarbeitenden Samuel Steiger, David Capdevila und Michael G. Walser genug gesehen. «Wir waren übersättigt von ineffizien ten Sitzungen und Fallzuteilungen, die aufgrund der zeitlichen Kapazitä ten erfolgten, aber menschlich und fachlich zu wenig passten», erklärt Samuel Steiger. Auf der Suche nach neuen Modellen entwickelten sie Kontext Bern weiter. Sinnvollere Strukturen, mehr Selbstbestimmung und damit mehr Freude am Beruf: Aus dieser Idee gründeten sie Kontext Mensch gemeinsam mit Ramona Bischoff. Damit verbinden sich nicht nur neue Kompetenzen, sondern auch Wirtschaft und Soziales, und so lassen sich tragfähige Synergien aus beiden Bereichen kreieren. «Unser Verständnis ist, dass sozial verantwortlich handelnde Unternehmen län gerfristig auf verschiedenen Ebenen profitieren und ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und den Menschen wieder stärker gerecht werden», sagt Bischoff. Kontext Mensch, «das wegbegleitende Ökosys tem zur Befähigung von Verantwortungsübernahme», arbeitet seit die sem Jahr unter diesem Namen und mit neuer Website. ➞ www.kontextmensch.ch Einen Einblick in die vielfältigen Angebote von Kontext Mensch erhalten Sie hier:
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