Partizipative Führung hat Zukunft | Magazin ARTISET | 6 2022
ARTISET 06 I 2022 31 38-Stunden-Woche für die Pflege Das Alterszentrum in Bülach führt für seine rund 350 Mitarbeitenden im kommenden Jahr die 38-Stunden-Woche ein. Das sind vier Stunden pro Woche weniger als bis anhin – zum gleichen Lohn. Das Alterszentrum erhofft sich damit einen Vorteil auf dem Arbeitsmarkt, denn der Institution mangelt es wie mancherorts an Personal. Die Mitarbeitenden sollen «genügend Zeit für das Auftanken des persönlichen Akkus» erhalten und mehr Zeit für Erholung, Familie und Freizeit zur Verfügung haben. Ob die Massnahme Signalwirkung hat? Im Kanton Bern jedenfalls hat die Stiftung Siloah in Gümligen nachgezogen und will ab Juli die Arbeitszeit auf 40 Stunden und ab 2024 auf 38 Stunden senken. Corona bremst Jugendschutz Ein Monitoring des kantonalen St. Galler Amtes fur Gesundheitsvorsorge hat erge ben, dass Jugendliche in den letzten zwei Jahren viel leichter als zuvor an Tabak und Alkohol gekommen sind. Getestet wur den 536 Verkaufsstellen: Gastrobetriebe, Detailhändler, Tankstellenshops, Kioske und Onlinehändler. Die minderjährigen Testkäuferinnen und Testkäufer gelangten bei 44 Prozent der Betriebe an Alkohol, ohne einen Ausweis zu zeigen. «Die Er gebnisse lassen einen Zusammenhang mit der Covid-Pandemie vermuten», schreibt der Kanton und begründet dies unter anderem mit der Belastung durch die Coronamassnahmen für die Verkaufsstel len: «Es ist denkbar, dass existenzielle Fragen den Jugendschutz in den Hinter grund drängten.» Zudem trugen Test kaufpersonen eine Maske, was die richti ge Einschätzung des Alters erschwerte. Konzepte gegen Gewalt im Heim Der Behindertenbeauftragte der deutschen Bundesregierung und das Deutsche Institut für Menschenrechte fordern die Politik auf, mehr zum Schutz von Menschen mit Behinderung vor Gewalt zu tun. Dass Menschen mit Behinderung in vollstationären Einrich tungen besonderen Schutz benötigen, zeigen Fälle wie der Mord in einer Behinderteneinrichtung in Potsdam im vergangenen Jahr. Dort tötete eine Pflegerin vier Menschen mit einem Messer. «Es gibt in Heimen gewaltfördernde Strukturen und ungleiche Macht verhältnisse», sagt der Behindertenbeauftragte Jürgen Dusel. Wer von Gewalt betroffen ist, habe kaum Möglichkeiten, ihr auszuwei chen oder Unbeteiligten davon zu erzählen. Der Behinderten beauftragte und das Institut für Menschenrechte fordern deshalb von allen Heimen Gewaltschutzkonzepte. In ihnen sollen die Ein richtungen darlegen, was sie tun, um vor allem Frauen und Kinder vor Gewalt zu schützen. Um die ungleichen Machtverhältnisse in Heimen abzubauen, sollen Heimbewohnerinnen und -bewohner mehr Selbst- und Mitbestimmung erhalten. Oft fehlte ihnen das Wissen über die eigenen Rechte. Nötig seien unabhängige Stellen, die den Gewaltschutz in den Heimen kontrollieren. Blumen für die Opfer von Potsdam: Gewaltfördernde Strukturen verändern.
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