Partizipative Führung hat Zukunft | Magazin ARTISET | 6 2022
ARTISET 06 I 2022 35 Der UN-BRK-Ausschuss hat den ersten Staatenbericht der Schweiz beurteilt. Das Fazit ist wenig schmeichelhaft: Es werde zu wenig für die gesellschaftliche und politische Gleichstellung von Menschen mit Behinderung getan. Gefordert sind alle Akteure – auch Organisationen, die sich für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung einsetzen. Von Peter Saxenhofer* Die UN-BRK verleiht Flügel Als die Schweiz 2014 die UN-Behinder tenrechtskonvention ratifizierte, glaub- ten viele, dass die Schweiz die Anforde rungen der Konvention bereits erfüllt habe und nichts mehr zu tun bleibe. Acht Jahre später ist unbestritten, dass sich in unserem Land noch einiges be- wegen muss, um die volle gesellschaft- liche Teilhabe von Menschen mit Be- hinderung umzusetzen. Der UN-Ausschuss erachtet in seinen «Concluding observations» die föderative Ausrichtung der Schweiz als schwierig für eine zielstrebige und einheitliche Umsetzung der UN-BRK. Er empfiehlt, den rechtlichen und poli tischen Rahmen auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene zu harmonisieren. Bund und Kantone müssen jetzt eine umfassende Strategie für die Um- setzung der UN-BRK mit einem ver- bindlichen Aktionsplan ausarbeiten. Kernelemente sind die Klärung der Aufgabenbereiche und Kompetenzen zwischen Bund und Kantonen sowie die Durchlässigkeit von ambulanten und institutionellen Angeboten. Kein «Entweder-Oder», sondern ein «Mehr oder Weniger» Mit den Anpassungen beim Finanzaus gleich 2008 wurden die Zuständigkei- ten imBehindertenbereich neu geregelt: Die Kantone übernahmen die Verant- wortung und Finanzierung für institu- tionelle Angebote bei Wohnen, Arbeit und Beschäftigung. Die Zuständigkeit und Finanzierung von ambulanten An- geboten im Sinne individueller Einglie- derungsmassnahmen blieben beim Bund. Diese Aufteilung von Aufgaben, Kompetenzen und Finanzierung stellt sich allerdings als enormes Hindernis auf demWeg zu einer inklusiven Gesell- schaft heraus. Ambulante und stationäre Leistun- gen sind kein Gegensatz, sondern ver- schiedene Formen von Dienstleistun- gen, die sich ergänzen. So lässt sich ein personenorientiertes Setting Aktuell
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NDQzMjY=