Partizipative Führung hat Zukunft | Magazin ARTISET | 6 2022

ARTISET 06 I 2022  45 Aktuell Für die Unterstützung alter Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen ist die Alltagsgestaltung wichtig. Dabei hilft die Aktivierungstherapie. In der Westschweiz freilich ist eine Therapie unter diesem Namen unbekannt. Das ändert vielleicht bald. Von Fabienne Pauchard* Alltagsaktivitäten fördern und begleiten Wer als alter unterstützungsbedürftiger Mensch an einer Aktivität wie bei- spielsweise einem Ausflug oder einer organisierten Zeitungsrunde in einem Alters- und Pflegeheim, einer Senioren- residenz, einemTagesheim oder einem Quartierzentrum teilnehmen möchte, dürfte kaum Einfluss darauf haben, wer mit welcher beruflichen Kompetenz ihn oder sie begleitet. Bei den Fachkräf- ten, welche die betagten Leute zu der- artigen Aktivitäten bringen und beglei- ten, kann es sich um Fachpersonen aus den Bereichen Betreuung, Aktivierung oder soziokulturelle Animation han- deln, aber auch um Pflegepersonal. Zu- dem sind wahrscheinlich auch Freiwil- lige und Angehörige involviert. Es geht bei diesen Aktivitäten um die Verbesserung der Lebensqualität durch soziale Teilhabe und das Fördern der Ressourcen und Kompetenzen der betreuten Menschen. Oft sind es Grup- pensettings, aber je länger, je mehr auch Einzelsettings. Die Aktivitäten sind zwar vergleichbar, aber ihre Ziel- setzung, die Konzepte und Methoden sowie die eingesetzten Kompetenzen der begleitenden Fachpersonen wei- chen voneinander ab. Im Hinblick auf die Revision des Rahmenlehrplans für den Bildungsgang Aktivierungsfach- frau/-mann hat Artiset die Dienste der Dachorganisationen OdASanté und Savoirsocial in Anspruch genommen, um eine Analyse des Berufsfelds «All- tagsgestaltung und Aktivierungsthera- pie» durchzuführen. Zahlreiche Berufe aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich teilen sich dieses Berufsfeld und leisten ihren Bei- trag mit spezifischen Angeboten in der Alltagsbegleitung von Menschen im Alter. Die Analyseergebnisse zeigen be- deutende Unterschiede in der Einbin- dung der verschiedenen Berufsprofile je nach Sprachregion. In der französischsprachigen Schweiz noch unbekannt Im Gegensatz zu den anderen Landes- teilen ist der Begriff «activation» (Akti- vierung) in der Westschweiz unbekannt und die Ausbildung Aktivierungsfach- frau/-mann wird nicht angeboten. Das berufliche Profil der Aktivie- rungsfachkraft ist aus der Ergotherapie heraus entstanden. Im Zentrum stehen das Erhalten, Fördern und Reaktivie- ren von körperlichen, kognitiven, sozi- alen und emotionalen Ressourcen und Kompetenzen mithilfe von handwerk- lichen Tätigkeiten und Freizeitaktivitä- ten. Im Tessin und in der Deutsch- schweiz ist das Profil in den Alters- und Pflegeheimen weit verbreitet. In der Westschweiz aber werden die Tätigkei- ten unter den Begriffen «Animation» und «soziokulturelle Animation» zu- sammengefasst. Ziel der Analyse im Auftrag der Dachorganisationen der Arbeitswelt war das Ermitteln der Kompetenzen, die es für vierzehn Berufsabschlüsse im Gesundheitswesen auf allen Bildungs- stufen in Zukunft brauchen wird. Der veröffentlichte Bericht beinhal- tet eine Auflistung mit den künftig benötigten Handlungskompetenzen für das gesamte Berufsfeld. Als Nächs- tes sind abhängig von den jeweiligen Bildungsstufen und Besonderheiten eines jeden Berufsprofils die Kompe- tenzen zu ermitteln, die in den Ausbil- dungsbestimmungen berücksichtigt werden müssen. Für die Zukunft wird deutlich, dass vor allem in folgenden Kompetenzfel- dern Verbesserungsbedarf besteht: ■ Leistungsentwicklung im ambulan- ten Bereich, ■ Einbezug und Unterstützung von Angehörigen und Freiwilligen, ■ Fördern der sozialen Teilhabe, psy- chologisches, gerontologisches und psychiatrisches Wissen,

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