Partizipative Führung hat Zukunft | Magazin ARTISET | 6 2022

54  ARTISET 06 I 2022 Politische Feder Sie kennen sicher die Frage auch, an einem Apéro oder Fest gestellt, beim Smalltalk – «Und du, was schaffsch dänn du?». In unserer Gesellschaft hat Arbeit einen hohen Stellenwert und ist oft auch ein willkommener Einstieg in ein Gespräch. Arbeit bestimmt unseren Tagesablauf und unser Leben, bildet die Basis für unser Auskommen. Viele Menschen definieren sich darum auch stark über ihre Arbeit. Doch was ist, wenn man nicht voll leistungsfähig ist, eine Beeinträchtigung hat oder eine Einschränkung? Denn nicht alle Menschen verfügen über die gleichen Voraussetzungen, und nicht alle haben eine Arbeit, die sie stolz macht und ihre Identität definiert. Zudem wird die Arbeitswelt immer fordernder. Sie nimmt wenig Rücksicht auf besondere Be- dürfnisse der Menschen oder auch ihre Lebenssituation – vielleicht muss frau sagen: noch zu wenig. Mit etwas Opti- mismus können wir hoffen, dass der Fachkräftemangel dazu führt, dass auch Menschen mit besonderen Bedürfnis- sen oder in besonderen Lebenslagen bessere Chancen be- kommen. Damit Grundsätze wie «Gutes Leben und gute Arbeit» nicht einfach schöne, leere Worte bleiben. Damit das für alle gelten kann, dafür müssen wir etwas tun: Rah- menbedingungen schaffen und mehr Wertschätzung für jede Form von Arbeit(sleistung) zeigen. Angebote in der Arbeitsintegration oder Jobcoaching bie- ten hier unterstützende Ansätze, sei es im ersten, im ergän- zenden Arbeitsmarkt oder in Institutionen. Unser Ziel muss sein, eine inklusive Arbeitswelt zu schaffen, in der auch an- deres möglich ist als «immer mehr, immer schneller» bis hin zu Erschöpfung und Burn-out. Als Gesellschaft müssen wir uns stärker bemühen und mehr Unterstützung anbieten, um die Arbeitswelt in diese Richtung zu ent­ wickeln, gemeinsammit den Menschen, die Unterstützungsbedarf haben. Geben wir Gegensteuer zu entmenschlichten Arbeits- formen, die auch sogenannt «normale» Ar- beitnehmende zunehmend überfordern. Denn es liegen auch viel Potenzial, Fähigkei- ten und Kreativität brach – wir müssen sie einfach erkennen. Arbeiten und Begegnungen auf Augenhöhe kann für alle ein Gewinn sein.  Arbeiten auf Augenhöhe «Unser Ziel muss sein, eine inklusive Arbeitswelt zu schaffen, in der anderes möglich ist als ‹immer mehr, immer schneller› bis hin zu Erschöpfung.» Barbara Gysi ist St.Galler SP-Nationalrätin. Foto: Privat

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