Innovationen entwickeln und umsetzen

ARTISET 06 I 2023 17 Die Anforderungen an Wirtschaft und Gesellschaft ändern sich laufend. Neue Bedürfnisse erfordern eine stetige Anpassungsleistung von Unternehmen, aber auch von Dienstleistungserbringern im Sozial- und Gesundheitsbereich. Gefragt ist eine hohe innovative Kraft, um betriebliche Strukturen und Angebote entsprechend weiterzuentwickeln. Für Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen direkt an ihre Kundinnen und Kunden verkaufen, ist es längst zur selbstverständlichen Notwendigkeit geworden, immer wieder neue oder verbesserte Angebote zu entwickeln. Namentlich in grossen Unternehmen gibt es zu diesem Zweck gut dotierte Forschungs- und Entwicklungsabteilungen. Auf die Bedürfnisse dieser Wirtschaftszweige zugeschnitten, bietet zudem eine Reihe von Stiftungen und Organisationen, innovativen KMU oder engagierten Jungunternehmerinnen und Jungunternehmern praktische und finanzielle Unterstützung an. In den Organisationen des Sozial- und Gesundheitsbereichs, die Menschen mit Unterstützungsbedarf betreuen und begleiten, wäre die Bedeutung innovativer Ideen mindestens ebenso gross. Hier ist Innovation allerdings noch weniger ein Thema. Dies konstatieren Agnès Fritze, Direktorin der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW, und Daniel Höchli, Geschäftsführer der Föderation Artiset. Um Innovationen in diesem Bereich – und zwar in einem sehr umfassenden Sinn – anzustossen, ist denn auch vor rund zwei Jahren der Schweizerische Verein zur Förderung der sozialen Innovation aus der Taufe gehoben worden. Präsidiert wird dieser von Daniel Höchli, als Vizepräsidentin amtet Agnès Fritze. Dass weder bei den Leistungserbringern noch bei den Finanzierern eine gefestigte Praxis dafür besteht, systematisch Innovation voranzubringen und zu entwickeln, führt Fritze auf den «Quasi-Markt» im Sozial- und Gesundheitsbereich zurück. So folgen die mittels eng definierter Leistungsaufträge «Es kann sich um die Weiterentwicklung bestehender Dienstleistungen handeln, die Entwicklung neuer Methoden und Prozesse sowie deren Verbreitung.» Daniel Höchli, Geschäftsführer der Föderation Artiset geführten und zu einem grossen Teil öffentlich finanzierten Organisationen nicht der Marktlogik von Angebot und Nachfrage. Die Finanzierer, jene also, welche die Leistung bezahlen, sind nicht identisch mit jenen, welche die Leistung beziehen. Öffentliche Gelder für neue Angebote und Dienstleistungen fliessen immer erst, wenn ein öffentlich anerkannter, normativ festgestellter Bedarf besteht, der auf die öffentliche politische Agenda kommt. Damit aber agieren die Betriebe in einem wenig innovationsfördernden Umfeld. Innovationshemmende Regulierungen Dazu komme, so Daniel Höchli, dass die Angebote der Leistungserbringer in der Sozial- und Gesundheitsbranche durch zahlreiche Regulierungen gesteuert werden, wobei Bund, Kantone und Gemeinden jeweils ihre klar definierten Zuständigkeitsbereiche haben. Um unter diesen Voraussetzungen den Sozial- und Gesundheitsbereich mit innovativen Ideen voranbringen zu können, brauche es besondere Anstrengungen sowie die Zusammenarbeit aller Beteiligten: der Leistungserbringer, der Finanzierer respektive Behörden, der Leistungsbeziehenden sowie der Hochschulen. Der Verein zur Förderung der sozialen Innovation hat denn auch den Anspruch, Netzwerke zu bilden zwischen Organisationen der Forschung, des Sozial- und Gesundheitswesens sowie der Betroffenen respektive der sie vertretenden Organisationen. Der zurzeit 15 Mitgliederorganisationen zählende Verein bildet diese unterschiedlichen Bereiche respektive Perspektiven ab. Ziel des Vereins ist es, innerhalb dieser Netzwerke und mit Hilfe partizipativer Methoden neue Ansätze und Modelle in der Pflege, Betreuung, Beratung und Begleitung vulnerabler Gruppen zu finden. Wie Höchli und Fritze betonen, steht dabei nicht die Förderung von Start-ups respektive neuer Geschäftsmodelle im Vordergrund. «Es muss nicht zwingend etwas Neues sein», meint Höchli. «Es kann sich um die Weiterentwicklung bestehender Dienstleistungen handeln, die Entwicklung neuer Methoden und Prozesse sowie deren Verbreitung.» Aufmerksam machen wolle man zudem auch auf innovationshemmende Rahmenbedingungen. Und: Da die Betriebe und Organisationen aufgrund der eng an die Leistung gebundenen Finanzierung in der Regel keine Rückstellungen für Innovationen machen

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