Innovationen entwickeln und umsetzen

ARTISET 06 I 2023 19 eignet.» Mit «Human Services» habe der Verein den Booster thematisch bewusst breit gefasst, engere Fragestellungen haben dann die vier Jahresthemen. Der erste Jahreszyklus, der Mitte März 2023 mit der Präsentation der Projektideen der acht über das ganze Jahr begleiteten Teams abgeschlossen wurde, suchte innovative Ideen rund um das Thema «flexible Wohn- und Unterstützungsformen für alternde Menschen». Der Jahreszyklus 2023 ist dem Thema «integrierte Dienste und Leistungen im Sozial- und Gesundheitswesen» gewidmet. Den Perspektivenwechsel ermöglichen Während die Innovationsteams gemäss den Vorgaben von Innosuisse mindestens aus einem Forschungs- und einem Umsetzungspartner bestehen müssen, hat der Verein entschieden, dass diese aus Forschenden, Leistungserbringenden und Betroffenen oder den sie vertretenden Organisationen zusammengesetzt sind. Damit erklärt sich auch das «Co-» im Booster-Titel. Höchli: «Nur mit dem Einbezug der Betroffenen stellen wir sicher, dass die erarbeiteten Ideen auch ihnen etwas bringen. Diese Zusammenarbeit passiert nicht spontan, man muss sie anstossen, und man muss sie auch lernen.» 27 Innovationsteams reichten im Frühling 2022 ihre Projektideen ein, 19 Ideen wurden für eine erste Förderung ausgewählt. «Begleitet durch ein Coaching-Team entwickelten sie dann über mehrere Wochen hinweg ihre Ideen weiter», sagt Pascal Maeder von der Fachhochschule Westschweiz (HES-SO). Er koordiniert den Booster Co-Designing Human Services. «In diesen Diskussionen und Recherchen geht es wesentlich darum, innerhalb der Teams den Perspektivenwechsel zu ermöglichen.» Ab Herbst 2022 qualifizierten sich acht Teams für einen zweiten Förderschritt, um ihre Lösungsansätze und Hypothesen zu testen. Dies geschehe, so Maeder, etwa im Rahmen von Workshops mit Rollenspielen, bei denen die verschiedenen Perspektive eingebunden werden. Von den acht auf diese Weise ausgearbeiteten Projektideen, die Fördergelder von je 15 000 Franken erhielten, lässt sich gemäss Maeder das Projekt «Esp’Asse» als «radikale» Innovation bezeichnen (siehe Seite 13). Im Raum Nyon soll getestet werden, welche Gestaltung der Räumlichkeiten es braucht, um etwa gemeinsam mit Seniorinnen und Senioren, Obdachlosen oder Langzeitarbeitslosen neue Unterstützungsmodelle zu entwickeln. Um einen solchen Prozess zu ermöglichen, gilt es zudem herauszufinden, wie die vulnerablen Gruppen dabei begleitet werden müssen. Bei den übrigen Projektideen handle es sich um die Weiterentwicklung bestehender Dienstleistungen. Maeder nennt etwa das Tessiner Projekt «Modello ABAD». Hier geht es darum, dass Spitexorganisationen die ehrenamtliche Arbeit der Angehörigen koordinieren und mit Coachings unterstützen, um sie somit zu entlasten. Eine innovative Weiterentwicklung sei auch das Basler Projekt «Demenz und Migration», bei dem Mitarbeitende aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich sowie Mitglieder von Migrationsvereinen Fachwissen für die Beratung und Unterstützung von Demenzbetroffenen und Angehörigen mit Migrationshintergrund erhalten. Der Einbezug der Betroffenen ist eine Herausforderung Der Verein zur Förderung der sozialen Innovation und Innosuisse werden im Verlauf der nächsten Monate eine Zwischenevaluation vornehmen, um zu prüfen, ob der Innovation Booster das richtige Instrument ist, um soziale Innovationen voranzubringen. «Es ist sehr anspruchsvoll, in einem offenen Prozess unter Einbezug verschiedener Akteure innovative Projektideen zu entwickeln», beobachtet Agnès Fritze. Um solche für den Sozial- und Gesundheitsbereich noch neuen Innovationsprozesse voranzubringen, sei ein Jahr zu kurz, findet sie. Eine grosse Herausforderung bedeute namentlich der Einbezug von Betroffenenvertretungen. Um unter solchen Voraussetzungen voranzukommen, seien die Teams auf weitere Unterstützung angewiesen. Die dafür vonseiten des Vereins respektive der Mitgliederorganisationen benötigten Ressourcen seien indes sehr hoch, zumal die Organisationen über kein Förderbudget verfügen. Im Rahmen des soeben angelaufenen zweiten Jahreszyklus habe man gewisse Verbesserungen im Ablauf vorgenommen. Wie auch immer es mit dem Innovation Booster weitergehen werde, «es ist guter Versuch» – so das Fazit von Vereinspräsident Daniel Höchli. «Unsere Vision besteht darin, dass soziale Innovation in Gesellschaft und Politik als relevant und notwendig erachtet wird.» Agnès Fritze, Direktorin der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

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