ARTISET 06 I 2023 23 Im Fokus Markus Leser, Senior Consultant des Branchenverbands Curaviva, wirbt in seinem Essay dafür, dass sich Organisationen der Langzeitpflege mit Neugier und Mut aktiv an der Lösungssuche der vielen nicht ganz einfachen Problemstellungen beteiligen. Handeln statt warten Für diesen Artikel möchte ich zunächst der folgenden Frage nachgehen: Wie passen Innovationen und Alltag in den Alters- und Pflegeinstitutionen zusammen? Auf den ersten Blick scheint dies einWiderspruch zu sein. Nach meinen inzwischen 20 Jahren in der Verbandsarbeit fällt mir auf, dass wir im Gesundheitsbereich – und hier vor allem in der Langzeitpflege – eine «Gemeinschaft der Wartenden» zu sein scheinen. Immer wieder sitze ich an Besprechungen, bei denen es um die Suche nach Lösungen für nicht immer einfache Problemstellungen geht, die der demografische Wandel bekannterweise mit sich bringt. In diesen Besprechungen fallen dann oft Sätze wie: «Das sollen der Bund, der Kanton, die Gemeinde, die Versicherer tun oder lösen», «Dieser oder jener soll…» Oftmals – zum Glück nicht immer – taucht die Frage gar nicht auf, was wir als Organisation oder Institution selbst tun können. Innovationen, und dies sei schon zu Beginn meines Artikels behauptet, fängt immer bei der eigenen Institution an. Es ist die intrinsische Motivation, aktiv an der Lösungssuche eines Problems beteiligt zu sein, und dies vor allem im Interesse der eigenen Bewohnerinnen und Bewohner wie auch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Neugier und positive Bilder Innovationen und die damit zusammenhängenden Gedanken bedingen immer einen Wechsel weg von der Problemsicht, hin zur Lösungssicht. Das scheint selbstverständlich, ist es aber nicht. Der Gesundheitsdirektor des Kantons Uri hat an der Generalversammlung unseres dortigen Kollektivmitgliedes – Artiset Uri – den Anwesenden ein eindrückliches Feedback gegeben. Er machte in seinem Referat darauf aufmerksam, dass wir als Branche mit der Wahl unserer Worte vorsichtig umgehen sollten, denn Worte produzieren beim Gegenüber immer Bilder und Vorstellungswelten. So fragte er, warum wir als Branche immer vom «Personalmangel» sprechen und nicht die positive Wortwahl des «Personalbedarfs» benutzen würden. Da hat er meines Erachtens recht. Mit den Begriffen wie «Mangel» oder «Notstand» bespielen wir die Schreckensszenarien unseres Alltags, mit neutralen und positiv besetzten Begriffen einen Zustand, den es weiterzuentwickeln und zu entdecken gilt. Innovationen beginnen immer mit Neugier und positiven Bildern, die es zu erreichen gilt und die dann die Basis innovativen Handelns ausmachen. Und damit sind wir beim nächsten Punkt angekommen. Wer innovative und richtungsweisende Projekte startet, wartet nicht auf irgendjemanden, sondern handelt einfach. Dazu braucht es vor allem eines: Mut. Hierzu ein Beispiel. Auf seiner Website schreibt das Bürgerspital Basel (BSB) Folgendes: «Auf dem neuen Westfeld-Areal bietet das BSB eine innovative Art des Wohnens für Menschen im Alter: halb
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