ARTISET 06 I 2023 3 Editorial «Organisationen im Sozial- und Gesundheitsbereich sowie einzelnen Fachpersonen kommt eine entscheidende Rolle im innovativen Prozess zu.» Elisabeth Seifert, Chefredaktorin Liebe Leserin, lieber Leser Erst jüngst wieder, im Rahmen der Abstimmung über das Klimaschutzgesetz, hat die Schweiz über die Notwendigkeit von Innovationen respektive innovationsfördernden Massnahmen diskutiert: Neue Technologien sind zentral für den Klimaschutz. Unternehmen sollten deshalb gemäss der Vorlage dabei unterstützt werden, in innovative Technologien zur Reduktion von Treibhausgasen zu investieren. Nicht nur im Bereich umweltfreundlicher Technologien, sondern ganz generell sind grosse und auch kleineren Unternehmen gefordert, sich laufend weiterzuentwickeln und neue Produkte und Dienstleistungen auf den Markt zu bringen, um den sich stets wandelnden Bedürfnissen der Kundschaft zu entsprechen. Innovationen, zu denen auch die Bereitstellung entsprechender Gelder gehört, sind in vielen Betrieben hierzulande eine Selbstverständlichkeit geworden. Innovationen sind gerade auch im Sozial- und Gesundheitsbereich gefragt. Aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungen braucht es namentlich neue Ideen, Methoden oder Herangehensweisen in der Pflege, Betreuung, Beratung und Begleitung vulnerabler Gruppen. Im Unterschied zu technologischen Innovationen ist aber die Notwendigkeit zu sozialen Innovationen im Bewusstsein der Öffentlichkeit, bei Politik und Behörden, aber auch bei vielen Leistungserbringenden noch eher wenig ausgeprägt. Im Interview mit dem Magazin Artiset zeigt Anne Parpan-Blaser von der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW auf, wie etwa die UN-BRK oder auch unsere älter werdende Gesellschaft ein breites Feld für innovative Projekte bieten (Seite 10). Aufgrund der besonderen Rahmenbedingungen im Sozial- und Gesundheitsbereich brauche es aber, wie Anne Parpan-Blaser betont, spezifische Förderprogramme, um die nötigen Entwicklungen flächendeckend voranzutreiben. Vor rund zwei Jahren hat sich deshalb der Verein zur Förderung der sozialen Innovation gebildet (Seite 16). Neben politischen Bemühungen will der Verein mittels Vernetzung von Hochschulen, Leistungserbringenden und Leistungsbeziehenden sowie mithilfe von partizipativen Arbeitsmethoden Innovationen anstossen. Wie die Berichte in unserem Fokus deutlich machen, kommt den Organisationen im Sozial- und Gesundheitsbereich sowie einzelnen Fachpersonen eine entscheidende Rolle im innovativen Prozess zu: Innovationen entstehen dort, wo engagierte Fachpersonen für die und mit den ihnen anvertrauten Menschen Verbesserungen erzielen möchten. Dazu gehören Mut und Neugier, auch Risikobereitschaft. In seinem Essay fordert Markus Leser, Senior Consultant des Branchenverbands Curaviva, Leistungserbringende dazu auf, nicht darauf zu warten, bis Behörden und Versicherer die Probleme lösen, sondern selbst aktiv zu werden (Seite 23). Unsere Beispiele lassen zudem erkennen, welch grosse innovative Kraft in der Zusammenarbeit liegt: in der Zusammenarbeit zwischen Leistungserbringern, aber auch mit Forschungseinrichtungen und Betroffenen sowie deren Vertretungen. Auf Zusammenarbeit beruht auch das neue Gesetz über soziale Einrichtungen imKanton Zug (Seite 29), in das die Sicht der Betroffenen und die Erfahrung innovativer Leistungserbringer eingeflossen sind. Titelbild: Für alle Situationen im Alltag gerüstet – mit gerade mal 24 Piktogrammen. Entwickelt wurden sie von der Fondation Clair Bois im Kanton Genf. Foto: amn
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