Das Leben selbst bestimmen | Magazin ARTISET 6-2024

ARTISET 06 I 2024 15 in die Konzeption der Wohnungen integriert. «Wir verfügen über die Erfahrung und Kompetenzen im Bereich der Menschen im Alter, behaupten aber nicht, alles zu wissen», betont Julien Loichat, der diesen partizipativen Ansatz begrüsst. «Er fördert eindeutig die Autonomie der Personen», fährt er fort. «Die Selbstbestimmung der Menschen zu respektieren, bedeutet, ihnen zuzuhören, sie zu verstehen, ihre Anliegen zu berücksichtigen und in die Realität umzusetzen. Nur so kann es funktionieren.» Der Direktor nennt auch einige in seinen Augen überraschende Resultate. So zum Beispiel den Wunsch, über Parkplätze zu verfügen. «Wir dachten, dass die Seniorinnen und Senioren mit dem Umzug ins Stadtzentrum ihr Auto abgeben werden, aber das ist nicht der Fall.» Die Projektträger sahen eine gemeinsame Waschküche vor, um einen Treffpunkt zu schaffen. Doch die potenziellen Mieter fanden dies zu umständlich. Sie waschen lieber in ihrer Wohnung. Ausserdem wollen auch die Senioren keine Badewanne mehr, sondern eine ebenerdige Dusche. «Was sich die Menschen hier wünschen, ist eine Sicherheit und eine Autonomie, die sie zu Hause aufgrund von diversen Schwierigkeiten sowie fehlenden Infrastrukturen und Nahversorgungsbetrieben nicht mehr haben.» Mit der Eröffnung der betreuten Wohnungen Les Bennelats, der Inbetriebnahme der Spitex-Organisation Seraino, der Einführung einer neuen IT-Ausrüstung für die Teams und des elektronischen Pflegedossiers sowie eines internen Kommunikationstools war das Jahr 2023 besonders intensiv! Deshalb müsste 2024 das Jahr der Stabilisierung sein. Oder doch nicht? Zukünftigen Entwicklungen vorgreifen Julien Loichat und seinem Managementteam mangelt es nie an Überlegungen und Ideen, um zukünftigen Entwicklungen im Bereich der Betreuung und Pflege von älteren Menschen vorzugreifen. «Wir wollen weiterhin Dienstleistungen und Strukturen entwickeln, die die Autonomie von Menschen fördern», so der Direktor. «Die demografische Entwicklung und die Fragen in Zusammenhang mit der Finanzierung müssen uns dazu bewegen, weiterhin langfristig zu handeln.» Die Seniorenresidenz Les Bennelats folgt einer fortschreitenden Logik: Eine modulare Struktur und eine flexible Organisation ermöglichen es, den Dienstleistungsumfang je nach den Bedürfnissen und dem Gesundheitszustand der Mieterinnen und Mieter zu reduzieren oder zu erweitern. In den verschiedenen Strukturen der Gruppe könnten Synergien genutzt werden, unter anderem beim Mahlzeitendienst und durch einen Zusammenschluss der Dienste in den Bereichen Rechnungsstellung, Hauswirtschaft und Aktivierung. Gestützt auf ihre Erfahrung und ihr Fachwissen könnte die Gruppe ausserdem ihre Kompetenzen zur Verfügung stellen, um mit privaten oder öffentlichen Partnern neue Modelle für die Betreuung und Pflege zu Hause zu entwickeln. Dafür könnte sie Sozialreferentinnen einsetzen, mobile Teams schaffen oder betreute Wohnungen in bestehende Mehrfamilienhäuser in den umliegenden Dörfern und Gemeinden integrieren. Ziel dabei ist es, den Verbleib der Menschen in ihrer gewohnten Umgebung zu fördern und ihre Autonomie bestmöglich zu erhalten. Um nichts zu vergessen, hat der 91-jährige Jean-Marie Voirol auf einem Zettel alles notiert, was ihm am Leben in der Seniorenresidenz gefällt. In der Seniorenresidenz Les Bennelats verfügen alle Wohnungen über einen Balkon oder eine Loggia, was die befragten Senior:innen als unerlässlich erachten. Fotos: amn Im Fokus

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