ARTISET 06 I 2024 17 Im Fokus Institutionen für Menschen mit Behinderung, darunter die «Altra» in Schaffhausen, stecken aufgrund der Postulate der UN-Behindertenrechtskonvention mitten in einem Transformationsprozess. Das Gespräch mit zwei Vertretenden der Organisation zeigt, welche Herausforderungen es mit sich bringt, den begleiteten Menschen zu helfen, ihren Platz zu finden. Von Elisabeth Seifert Neben einer Reihe anderer Gesichter lächelt auch Samira Mathys in diesen Wochen selbstbewusst von einem der Plakate den Passanten zu, die an belebten Orten im Kanton Schaffhausen angebracht sind. Ihre Botschaft: «Ich lebe Vielfalt. Und du?» Die junge Frau arbeitet mit je einem Teilzeitpensum im Bereich Floristik der Bio-Gärtnerei der «Altra» und in einem Quartierladen der Stadt Schaffhausen, wo sie von einem Job-Coach begleitet wird. Sie lebt in ihrer eigenen Wohnung und wird dort während weniger Stunden pro Woche von einer Fachperson der Institution in Alltagsfragen beraten. Samira Mathys scheint «ihren» Weg gefunden zu haben – sowie auch die anderen Menschen, die sich an der Kampagne der Institution beteiligen. Diese will mittels unterschiedlicher Aktivitäten die Öffentlichkeit und die Wirtschaft für die Postulate der UN-BRK sensibilisieren. Gleichzeitig bekennen sich die Verantwortlichen der Institution selbst zu deren Leitlinien, wenn sie mit dem Slogan werben: «Altra schafft Wahlmöglichkeiten – für eine inklusive Welt, in welcher alle Menschen selbstbestimmt leben können.» Eine andere Sichtweise einnehmen Eine persönliche Entwicklung hin zu einem selbstbestimmten Leben ist nur möglich, wenn Menschen mit Behinderung wie alle anderen auch aus mehreren Perspektiven auswählen können. Davon sind die beiden Altra-Geschäftsleitungsmitglieder Sonja Anderegg und Sven Stückmann überzeugt. Mit den Wahlmöglichkeiten allein ist es aber nicht getan: «Es geht auch darum, die Menschen zu befähigen, damit sie herausfinden, was sie brauchen und wo ihr Platz ist», unterstreicht Sonja Anderegg. Sie ist zuständig für den Fachbereich Integration, Wohnen und Beschäftigungsstätte. Den Grundmaximen der UN-BRK nachzuleben, bedeute, eine andere Sichtweise einzunehmen, betont Anderegg. Eine Sichtweise eben, welche das Recht aller Menschen berücksichtige, eine möglichst grosse Wahlfreiheit in der Gestaltung des eigenen Lebens zu haben. «Vor zehn Jahren, als die UN-Behindertenrechtskonvention von der Schweiz ratifiziert worden ist, wurde uns sehr schnell bewusst, dass dies weitreichende Folgen für uns haben wird.» Es war – und ist – viel Reflexionsarbeit und Mut erforderlich, um sich auf diese neue Sichtweise einzulassen. «Wir sind heute so weit, dass alle ein Teil der Transformation sein wollen», sagt sie: die Geschäftsleitung und der Stiftungsrat, die Fachpersonen sowie die Klientinnen und Klienten. Und Sven Stückmann, Leiter Verkauf, Marketing und Kommunikation, fügt bei: «Die UN-BRK ist für uns eine Leitschnur und eine Qualitätsanforderung geworden, die Klarheit schafft für die Weiterentwicklung der Altra.» Verschiebung in zwei Richtungen Besonders viel Mut aufseiten der Institutionsleitung brauchte – und braucht – es, um neue Angebote im Bereich Arbeit zu schaffen. So wie in vielen Institutionen ist auch in der Altra über die letzten Jahrzehnte hinweg eine breite Palette an Beschäftigungsplätzen im ergänzenden Arbeitsmarkt entstanden. In eigenen Betrieben oder in Zusammenarbeit «Wir sind heute so weit, dass alle ein Teil der Transformation sein wollen: die Geschäftsleitung, der Stiftungsrat, die Fachpersonen sowie die Klientinnen und Klienten.» Sonja Anderegg, Leiterin Fachbereich Integration, Wohnen und Beschäftigungsstätte der Altra Schaffhausen.
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