Das Leben selbst bestimmen | Magazin ARTISET 6-2024

ARTISET 06 I 2024 43 Aktuell Die diplomierte Pflegefachfrau mit Schwerpunkt Psychiatrie, Anna Marti, hat über einige bereichernde Umwege wieder zu ihrem ursprünglichen Beruf gefunden. Die in der Zwischenzeit dazugewonnenen Erfahrungen und das neue Wissen helfen ihr bei der Arbeit. Von Susanna Valentin « Das Interesse an Menschen hat mich immer begleitet» «Ich vergleiche mich gern mit einem Meerschweinchen», erzählt die ausgebildete Pflegefachfrau Anna Marti, «man kann es aus der gewohnten Umgebung nehmen, irgendwo hinstellen, und es macht einfach weiter, als wäre nichts gewesen.» Genauso fühlte sich die 64-Jährige beim Wiedereinstieg in den Pflegeberuf vor fünf Jahren. Als 59-jährige arbeitete sie zuerst ein paar Monate in der Demenzabteilung eines Pflegeheims, danach kehrte sie mit einem 80-Prozent-Pensum in den Bereich zurück, in welchem sie auch den Schwerpunkt ihrer Ausbildung gesetzt hat: in die Psychiatrie. «Wahrscheinlich wäre ich viel eher in meinen ursprünglichen Beruf zurückgekehrt, hätte ich in den Jahren meiner Abwesenheit ab und zu einen Einblick in das Geschehen in der Psychiatrie erhalten», ist sie heute überzeugt, «das hätte das Gefühl gemindert, nicht mehr auf dem Laufenden zu sein.» Klinikzeitschriften, Infos, ein Newsletter: Möglichkeiten sieht sie einige, mit denen ehemalige Arbeitgeber mit Arbeitnehmenden verbunden bleiben können. «Ein Anknüpfungspunkt kann die Abwesenheit überbrücken», ist Marti überzeugt, «dann würden wohl einige früher wieder einsteigen.» Mutterschaft ist einer der bedeutendsten Gründe, weshalb ausgebildete Pflegefachkräfte aus dem Beruf aussteigen; so auch Anna Marti. Nach ihrer Lehre in der Psychiatrie Münsterlingen und einigen Anstellungen als Springerin in unterschiedlichen Institutionen kam 1987 ihr erster Sohn zur Welt, 1990 ein weiterer Sohn und 1993 sowohl eine Tochter als auch eine Ziehtochter, deren Obhut sie übernahm. Qi-Gong, Homöopathie und TCM Der Wunsch, wieder in ihren Beruf zurückzukehren, begleitete die interessierte Pflegefachfrau stets. Dies, obwohl sie die Jahre der Abwesenheit in keiner Weise ungenutzt verstreichen liess. Sie arbeitete im Bergsport-Geschäft ihrer Mutter mit, bildete sich als Qi-Gong-Lehrerin aus, schloss eine Ausbildung als Homöopathin ab und absolvierte eine Ausbildung in Traditioneller Chinesischer Medizin, um schliesslich 2005 eine Praxis für Homöopathie und TCM zu eröffnen. «All diese Erfahrungen konnte ich bei meinem Wiedereinstieg nutzen», erinnert sie sich, «mein Interesse an menschlichem Verhalten und den unterschiedlichen Persönlichkeiten blieb dabei stets ein wichtiger Begleiter.» KAMPAGNE ZUM WIEDEREINSTIEG 2020 wurde die Kampagne «wiedereinsteigen.ch» von den Branchen, den Zentralschweizer Kantonen und Xund lanciert. Der Wiedereinsteigerinnenkurs von Artiset Bildung, den Anna Marti besucht hat, ist Teil dieser Offensive. So wird die Plattform wiedereinsteigen.ch genutzt: ■ Über 70000 Besuchende informierten sich bis jetzt auf wiedereinsteigen.ch ■ Über 1000 Standortbestimmungen wurden bis jetzt auf wiedereinsteigen.ch vorgenommen. ■ 95 Prozent der Anträge für die Übernahme der Kurskosten wurden durch Kantone und Bund angenommen. ■ 2023 haben 100 Prozent der Kursbesucherinnen wieder eine Anstellung gefunden.

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