Das Leben selbst bestimmen | Magazin ARTISET 6-2024

44 ARTISET 06 I 2024 2020 lancierten die Gesundheitsbetriebe, die Zentralschweizer Kantone und weitere Partner die gemeinsame Kampagne «wiedereinsteigen.ch». Anna Marti besuchte einen Wiedereinsteigerinnenkurs, der von Artiset Bildung angeboten wurde. «Ich merkte, dass ich eigentlich in den meisten Arbeitsbereichen noch fit bin», erklärt die Schwandnerin. Das zu merken, habe den Entscheid zur Rückkehr noch bestärkt. Im Kurs frischte sie das Wundmanagement auf, die Handgriffe sassen wieder perfekt. «Gefehlt hat mir einzig eine vertiefte Wissensvermittlung im Hinblick auf Medizinaltechnik, insbesondere Blutentnahmen. Dafür werden andere Materialien genutzt als früher.» Auch hier zeigte sich Marti flexibel: Kurzerhand brachte sie sich das notwendige Wissen aus Eigeninitiative mit Unterstützung ihres Teams bei. «Ich musste mich an dieser Stelle ziemlich gut einarbeiten», erzählt sie, «zum Glück ist die Klinik St. Urban gut ausgerüstet mit entsprechenden Unterlagen. So konnte ich mir das neue Wissen selbst während der Arbeit aneignen, bevor ich für Nachtdienste einsprang, bei denen ich das Wissen dann auch anwenden musste.» Teamarbeit als ein wichtiger Faktor Ihr Team empfand Anna Marti immer als grosse Unterstützung. «Wieder in einem Team arbeiten zu können, war sowieso ein wichtiger Faktor für meinen Wiedereinstieg als Pflegefachfrau», betont sie. Der Austausch untereinander, die Verantwortung gegenüber den Patientinnen und Patienten gemeinsam zu tragen, sich gegenseitig zu unterstützen: All das hat ihr in den Jahren der Selbständigkeit gefehlt. «In der Klinik St. Urban habe ich mich wahnsinnig schnell aufgehoben und sehr willkommen gefühlt», ergänzt sie, «das habe ich aber in allen Kliniken, in denen ich gearbeitet habe, so erlebt.» Nun könnte sich Anna Marti eigentlich pensionieren lassen. «Ich mache jetzt noch einen Bonus!», erklärt sie fröhlich, die Arbeit gefalle ihr viel zu gut. Auch ihr Alter empfindet sie als Bereicherung. «Ich fühle mich viel sicherer in dem, was ich tue», sagt sie dazu, «ich begegne den Leuten anders und kann sie gut abholen. Ich glaube, mit jedem dazugewonnen Jahr versteht man die Situation des Gegenübers eher, ganz einfach, weil man selbst auch mehr erlebt hat.» Dies gebe auch Sicherheit in Deeskalationssituationen. Ein Alltag mit bereichernden Begegnungen Bei Arbeitsbeginn durch die Station zu gehen, Stimmungen einzufangen und zu schauen, wie es allen geht, sind Tätigkeiten, die sie in ihrem Arbeitsalltag als Pflegefachfrau Schwerpunkt Psychiatrie nach wie vor schätzt und noch eine Weile beibehalten möchte. «Wie geht es meinem Gegenüber wirklich? Wie können Ressourcen mobilisiert werden? Das sind Fragen, die meine Arbeitstätigkeit mitgestalten», bringt Wiedereinsteigerin Anna Marti ihre Motivation auf den Punkt. «Und nicht zuletzt sind es all die freudigen Begegnungen, die ich täglich bei meiner Arbeit erlebe.» «Wahrscheinlich wäre ich eher in meinen Beruf zurückgekehrt, wenn ich in den Jahren meiner Abwesenheit ab und zu einen Einblick in die Psychiatrie erhalten hätte.» Anna Marti, Pflegefachfrau Schwerpunkt Psychiatrie Anna Marti arbeitet seit fünf Jahren wieder als Pflegefachperson – und erlebt ihre Tätigkeit als sehr befriedigend. Foto: zvg

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