ARTISET 06 I 2024 45 Aktuell Die im Zentrum von Lausanne gelegenen hellen Räumlichkeiten mit skandinavischer Einrichtung vermitteln Geborgenheit. Die Landschaftsaufnahmen an den Wänden erinnern an die Camps, die von AltitudeZero regelmässig organisiert werden. Seit 2017 unterstützt der Waadtländer Verein junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren, die mit verschiedenen Problemen konfrontiert sind. Gleich zu Beginn stellt Jimmy Weber klar: «Wir sind keine Eingliederungsmassnahme. Wir bieten eine sozialpädagogische Betreuung an und wollen die Jugendlichen damit vor allem unterstützen, sich wieder aufzubauen.» Als gemeinnützige Organisation erhält AltitudeZero keine Subventionen. «Dieser Status verleiht uns viel Freiheit und ermöglicht massgeschneiderte Begleitungen. So sind individuelle und den verschiedenen Profilen angepasste Begleitungen möglich», erklärt der Direktor und Gründer des Vereins. Die jungen Menschen können AltitudeZero nicht einfach zugewiesen werden. In einem Gespräch ermittelt das pädagogische Team zuerst, ob eine Betreuung infrage kommt. Das regionale Sozialzentrum (CSR), Schulen, Kinderärztinnen und Psychiater, aber auch Privatpersonen können sich für eine ambulante Betreuung, betreutes Wohnen oder ein Auszeit-Camp an den Verein wenden. Sport als wirkungsvolle Therapie Im Rahmen der täglichen Betreuung können die Jugendlichen bei AltitudeZero zwischen verschiedenen Workshops auswählen. Dazu gehört auch das pädagogische Boxen, wovon der Punchingball in der Sporthalle zeugt. Jimmy Weber betont: «Es ist uns wichtig, Aktivitäten anzubieten, bei denen sich die Jugendlichen ohne physische Gewalt mit sich selbst auseinandersetzen können. Die durch die Anstrengung ausgeschütteten Endorphine nutzen wir, um den Dialog zu fördern. Denn wir haben festgestellt, dass die Jugendlichen aktiv sein müssen, damit ein Austausch stattfinden und eine Beziehung aufgebaut werden kann.» Für einige ist das Boxen eine Therapieform. Für andere eignet sich eher Mountainbiken oder Kunst. Der Direktor präzisiert: «Die Möglichkeiten sind vielfältig. Uns geht es darum, dass die Jugendlichen sich ablenken können und es schaffen, sich uns anzuvertrauen.» Bei vielen bewährt sich diese Methode. So auch bei Alexander (Name geändert). Jimmy Weber erzählt: «Nach einer besonders schwierigen Kindheit ist Alexander im Alter von 18 Jahren völlig verloren und orientierungslos zu uns gestossen. Der Kanton schickte ihn zu uns, da er auf der Strasse lebte und ein Familienmitglied im Gefängnis sass. Es musste dringend eine Lösung für diese prekäre Situation gefunden werden.» Alexander fand im Boxen eine heilende Therapie, die es ihm ermöglichte, seine Emotionen zu befreien. In den acht Monaten, in denen Alexander drei- bis viermal pro Woche zu AltitudeZero kam, entstand schnell ein Vertrauensverhältnis, was bei Weitem nicht bei allen Jugendlichen der Fall sei. «Wir haben mit ihm ein Dossier zusammengestellt, damit Natur und Sport geben Jugendlichen neue Hoffnung Der Verein AltitudeZero hilft Jugendlichen in Schwierigkeiten, sich wieder aufzubauen: Er bietet ihnen naturnahe Aktivitäten und Aufenthalte sowie Sport an und fördert ihre Selbstüberwindung. Ein Treffen mit Jimmy Weber, Direktor und Gründer des Vereins. Von Anne Vallelian
RkJQdWJsaXNoZXIy MTY2MjQyMg==