Das Leben selbst bestimmen | Magazin ARTISET 6-2024

46 ARTISET 06 I 2024 er eine eigene Wohnung finden konnte. Ausserdem fand er eine Lehrstelle auf einer Gemeinde. Heute geht es Alexander gut und er geht seinen Weg eigenständig», sagt Jimmy Weber. Eigene Wohnung als zentrales Instrument Bei anderen dauert der Aufbau einer Vertrauensbasis länger. Jimmy Weber erinnert sich an eine junge Frau, die sich in einer komplexen Situation befand und Zuflucht in Drogen suchte: «Als sie zu AltitudeZero kam, wollten auch die Heime nichts mehr von ihr wissen. Der Anfang war geprägt von Wutausbrüchen und wiederholtem Fernbleiben von Terminen – ein echter Kraftakt.» Die junge Frau hatte in ihrem bisherigen Leben nur Ablehnung erfahren. Ihr einziges Ziel war eine eigene Wohnung. «Als wir erkannten, dass dies für sie von zentraler Bedeutung war, unterstützten wir sie dabei, und sie erschien regelmässig zu den Terminen. Dennoch brauchte es mehrere Monate, bis sie Vertrauen zu uns fasste», so Weber. Gemäss dem Direktor ist eine eigene Wohnung ein wichtiges Instrument, um das Leben zu bewältigen. Aus diesem Grund stellt der Verein den Jugendlichen 14 betreute Wohnungen mit stilvoller, moderner Einrichtung zur Verfügung. Jimmy Weber führt weiter aus: «Die Jungen sind empfänglich für Design und schöne Räume. Es erscheint uns wichtig, dass sie sich darin wohlfühlen, aber auch Sorge dazu tragen. Wir gehen denn auch jede Woche vorbei, um nach dem Rechten zu sehen.» Werde die Wohnung nicht ordentlich und sauber gehalten, «reinigen wir sie gemeinsam mit der darin wohnenden Person und zeigen ihr, wie das geht», sagt Weber. Eine eigene Wohnung ist ein wichtiger Lernprozess für das ganze Leben. Raus aus der Komfortzone Die Organisation von Camps im In- und Ausland gehört zu den tragenden Säulen des Vereins. Eine Auszeit bietet jungen Menschen eine einzigartige Gelegenheit, für einige Tage aus ihrem gewohnten Alltag auszubrechen. Jimmy Weber erklärt: «Zudem dienen uns diese Camps dazu, die jungen Menschen besser kennenzulernen und ihre Verhaltensweisen zu beobachten. Ob auf einer Reise ins Wallis oder nach Island, einer Wanderwoche im Hochgebirge oder einer Mountainbiketour mit Übernachtungen im Zelt, das pädagogische Team holt sie mehrmals im Jahr aus ihrer Komfortzone heraus.» Die Camps würden sorgfältig vorbereitet, um die Sicherheit aller Teilnehmenden zu gewährleisten, etwa durch Rekognoszieren der Routen sowie der langjährigen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Guides. Schmunzelnd fährt er fort: «Ein Auszeit-Camp ist aber alles andere als eine Vergnügungsreise. In der freien Natur, fernab von Freunden und sozialen Netzwerken, kommen die Emotionen schneller hoch.» Mountainbiken bei strömendem Regen oder steile Bergpfade stellen die Jugendlichen auf eine harte Probe. Gleichzeitig schaffen solche Bedingungen aber auch Vertrauen, weil sich das pädagogische Team denselben Herausforderungen stellt. «Die Jungen brauchen Beweise», meint Jimmy Weber, der Camps im Ausland besonders liebt, da die Jugendlichen nicht so leicht in Versuchung geraten, nach Hause zurückzukehren. In der Schweiz können sie einfach in einen «Wir haben festgestellt, dass die Jugendlichen aktiv sein müssen, damit ein Austausch stattfinden und eine Beziehung aufgebaut werden kann.» Jimmy Weber, Direktor und Gründer des Vereins AltitudeZero Beim pädagogischen Boxen setzen sich die Jugendlichen ohne physische Gewalt mit sich selbst auseinander. Foto: AltitudeZero

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