Die psychische Gesundheit pflegen | Magazin ARTISET | 7-8 2022
ARTISET 07/08 I 2022 13 Viele Firmen sind sich der Bedeutung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements bewusst. Sie tun sich aber oft schwer mit Themen wie Stress und psychischer Gesundheit. Studien zeigen: Führungskräfte spielen eine wichtige Rolle. Im Sozial- und Gesundheitsbereich haben Interventionen, die auf Achtsamkeit basieren, eine gute Wirkung. Von Michael Kirschner* Achtsamkeit stärkt die Psyche Dass Arbeit und Arbeitsbedingungen eine Quelle der Gesundheit und nicht der Krankheit sein sollen, hielt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schon 1986 in der «Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung» fest. In der Fol- ge entwickelte sich die betriebliche Gesundheitsförderung, die bei der Be- triebskultur, Führung, Ernährung, Be- wegung und Entspannung ansetzte. Ende der 1990er erklärt die WHO die psychische Gesundheit sogar zu einer der grossen Herausforderungen im 21. Jahrhundert. Ab den späten 2000ern setzte sich zunehmend die Erkenntnis durch, Gesundheit als Führungsaufga- be durch betriebliches Gesundheitsma- nagement (BGM) anzugehen. Seither wird auch die psychische Gesundheit in Unternehmen vermehrt als wichti- ges Thema wahrgenommen. Allgemeine Bevölkerungsbefragun- gen zeichnen hier ein positives Bild: Über 90 Prozent der Schweizer Bevöl- kerung schätzen ihre Lebensqualität als gut oder sogar sehr gut ein. Die Mehr- heit fühlt sich psychisch und physisch gesund, lauten zentrale Befunde des fünften Monitoringberichts über die «Psychische Gesundheit in der Schweiz (2020), der seit 2003 vom Schweizeri- schen Gesundheitsobservatorium (Ob- san) publiziert wird. Psychische Gesundheit wird von der WHO als «ein Zustand des Wohlbefin- dens, in dem der Einzelne seine Fähig- keiten ausschöpfen, die normalen Le- bensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten kann und imstande ist, etwas zu seiner Gemeinschaft beizutragen» definiert. Diese ressourcenorientierte Perspektive fokussiert auf positive As- pekte psychischer Gesundheit wie Zu- friedenheit, Selbstbewusstsein, Bezie- hungsfähigkeit, Sinnhaftigkeit, und Arbeitsfähigkeit Wenn die Arbeit krank macht Dem gegenüber stehen psychische Krankheiten, auch psychische Störun- gen genannt. Auch hier lassen Fakten aufhorchen: Eine von fünf Personen ist von psychischen Störungen betroffen. Zu den häufigsten zählen Angststörun- gen, Depressionen und Störungen durch Alkohol- oder Medikamenten- gebrauch. Eine von zwei Personen ist mindestens einmal im Leben in ihrer psychischen Gesundheit beeinträchtigt. Dreiviertel der psychischen Probleme treten bereits vor dem Alter von 18 Jahren auf. Psychische Krankheiten be- einflussen alle Lebensbereiche der Be- troffenen – somit auch den Arbeits- platz. Psychische Krankheiten gehören zu den häufigsten und beeinträchti- gendsten Erkrankungen überhaupt. Die Kosten für Behandlungen und Arbeitsausfall sind enorm und betragen je nach Kalkulation mehrere Milliar- den Franken. Seit Jahren sind sie in der Schweiz auch die häufigste Ursache für Arbeitsausfälle und Frührenten. Die Gründe dafür sind vielfältig und nicht nur in der Arbeitswelt zu suchen. Dennoch haben das Arbeitsumfeld und die Arbeitsbedingungen Einfluss auf die psychische Gesundheit. Im Fokus
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