Die psychische Gesundheit pflegen | Magazin ARTISET | 7-8 2022
28 ARTISET 07/08 I 2022 Die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren des formellen und informellen Hilfesystems wird immer wichtiger. Solche sorgenden Gemeinschaften respektive Caring Communities ermöglichen Menschen mit Unterstützungsbedarf eine hohe Lebensqualität. Ein Projekt des Branchenverbands Curaviva dokumentiert und analysiert Beispiele «Guter Praxis». Von Katharina Thurnheer* Gemeinsam zum Gemeinwohl beitragen Angesichts des steigenden Anteils von älteren Menschen an der Schweizer Gesamtbevölkerung wächst die Bedeu- tung eines umfassenden und für alle zugänglichen Hilfe- und Versorgungs- systems. In seiner «Vision Wohnen im Alter» betont der Branchenverband Curaviva den nötigen Paradigmen- wechsel in der Organisation der Struk- turen für Menschen mit Unterstüt- zungsbedarf hin zu einer konsequenten Sozialraumorientierung. Im Zentrum stehen die älteren Menschen selbst mit ihren je eigenen Bedürfnissen und Res- sourcen. Das Ziel der Leistungserbrin- ger muss darin liegen, zusammen mit allen anderen Beteiligten zu einer ho- hen Lebensqualität aller Menschen mit Unterstützungsbedarf bis an deren Le- bensende beizutragen. Dabei kommt besonders auch der Zusammenarbeit zwischen den Akteuren des formellen und informellen Hilfesystems eine wichtige Rolle zu: Gemeinsam bilden sie eine sorgende Gemeinschaft. Örtlich verankerte Netzwerke Sorgende Gemeinschaften oder Caring Communities stehen in Anlehnung an den deutschen Rechtswissenschaftler und GerontologenThomas Klie für das Konzept einer geteilten Verantwortung für die «Sorge-» respektive die Care-Arbeit für ältere und vulnerable Men- schen – und zwar als eine Aufgabe, die von professionellen Fachkräften, Ange- hörigen und Freiwilligen gemeinsam getragen wird. Es geht darum, eine Haltung zu entwickeln, welche auf Prinzipien von Gleichwertigkeit und gegenseitiger Anteilnahme basiert, und Strukturen zu schaffen, die ein dicht- maschiges und niederschwellig-zugängliches Netz an Unterstützung und Hilfeleistungen vor Ort sichern. Typischerweise kommen solche «Ge- meinschaften» kleinräumig, auf Sied- lungs-, Quartiers- oder Gemeindeebe- ne, zum Tragen. So eröffnen sich im schweizerischen Kontext den Kanto- nen und speziell den Gemeinden be- sondere Handlungsspielräume, um die nötigen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Strukturen zu fördern und zu sichern. Im deutschsprachigen Raum zwar oft auf den Altersbereich fokussiert, stehen im Kern von Caring Commu- nities das gleichberechtigte Zusam- menleben aller Menschen und die För- derung von Teilhabe und «Teilgabe» aller, ähnlich dem Konzept von Inklu- sion. Caring Communities basieren als Vision und als gesellschaftliche Bewe- gung auf der Überzeugung, dass Alter- nativen zum aktuellen, fragmentierten Aktuell
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