Die psychische Gesundheit pflegen | Magazin ARTISET | 7-8 2022
ARTISET 07/08 I 2022 39 Freude wirkt ansteckend. Davon erzählen die heiteren Ge- sichter, die beimWasserspiel zusammentreffen. Seniorinnen und Senioren treten und kurbeln, um die Wasserfontänen zum Spritzen zu bringen. Kinder tanzen und kreischen, sie lassen sich vom kühlen Nass begeistern. Hier wird Spass grossgeschrieben. Jung und Alt kommen in Kontakt – und gelegentlich ins Schwitzen. «So muss es sein», sagt Silvio Stoll. Er arbeitet als Projektleiter bei der Stiftung Hopp-la, die sich für die generationenverbindende Bewegungs- und Gesundheitsförderung engagiert. «Das Wasserspiel ist ein interaktives Element, das verschiedene Altersgruppen an- spricht und sich für die Gestaltung von Aussenräumen eig- net», betont er. Die Stiftung Hopp-la hat die Idee für solche Bewegungs- und Begegnungsräume entwickelt. Sie berät lokale Akteurinnen und Akteure bei der Umsetzung, so etwa die Behörden von Lyss, wo sich das Wasserspiel befindet, und zukünftig ebenfalls die Sammelstiftung Vita mit Gene- rationen-Wohnprojekten an unterschiedlichen Standorten Darüber hinaus leistet sie fachliche Begleitung und betreibt Forschung. Generationenplätze gibt es zurzeit an 14 Stand- orten in der Schweiz. Weitere Projekte sind geplant. Interaktives Miteinander Es sind gesellschaftliche Entwicklungen und veränderte Le- bensumstände, die den Ausschlag geben, um solche Räume zu schaffen. Der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbe- völkerung wird weiter ansteigen. «Der demografische Wan- del verändert die Generationenbeziehungen», sagt Silvio Stoll. Gefordert seien neue Strategien, um diesen Prozess positiv zu gestalten. Ein generationenverbindender Bewe- gungs- und Begegnungsraum sollte so gestaltet sein, dass sich verschiedene Altersgruppen aus eigenem Interesse gerne dort aufhalten. Das Konzept eignet sich für eine Auffrischung von beste- henden und in die Jahre gekommenen Spielplätzen in Wohnüberbauungen sowie für öffentliche Parks und Par- cours, die mit Spiel- und Bewegungsgeräten ausgestattet sind, sodass ein «interaktives Miteinander» ermöglicht wird. Die Sammelstiftung Vita, eine der grössten Vorsorgeeinrich- tungen in der Schweiz, investiert strategisch in Generatio- nenwohnen. Konsequenterweise werden die öffentlichen Räume im Erdgeschoss von Generationen-Wohnanlagen für eine generationengemischte Nutzung geplant. Die Aussen- räume sind dabei öffentlich zugänglich: Auf dem Generati- onenspielplatz der Residenza St. Joseph in Ilanz /Glion ist eines der Geräte der sogenannte «Partnertanz». Dort treten Klein und Gross gemeinsam auf eine instabile Platte, um eine Kugel durchs Labyrinth zu befördern. Sie trainieren dabei unbewusst Gleichgewicht, Kraft und Koordination. «Wir empfehlen, mit qualifizierten Geräteherstellern und Fachleuten der Spielraumplanung zusammenzuarbeiten», erklärt Silvio Stoll. Auch die Wahl des Standorts ist für den Erfolg des Projekts ausschlaggebend. Der Zugang zu Trink- wasser, Verpflegung und Toiletten muss vorhanden sein. Ausserdem sind Aspekte der Sicherheit mit einzubeziehen. Beteiligte in die Planung mit einbeziehen Häufig entstehen heute Generationenplätze auch in der Um- gebung von Alters- und Pflegezentren. Die Verantwortlichen bauen angrenzende Aussenflächen zu öffentlichen Anlagen um. Bewegung und Begegnung können zudem in Innen- räumen stattfinden. Wenn ältere Menschen nicht mehr mo- bil sind, bietet sich das «Hopp-la Tandem» an: Altersheime öffnen ihre Türen für Kinder aus Tagesstätten oder Schulen und organisieren bewegungsorientierte Begegnungen. Bei der Planung sollten zukünftige Nutzerinnen und Nut- zer partizipativ in die Projekte mit einbezogen werden. «Be- rücksichtigt man die Perspektiven von Kindern, älteren Menschen und weiteren Zielgruppen, kann ein Aussenraum konsequent bedürfnis- und generationengerecht erstellt wer- den», so Silvio Stoll. Um die Räume nach der Eröffnung zu beleben, sollten punktuell begleitete Aktivitäten angeboten werden, empfiehlt er. Die Stiftung Hopp-la bietet in Koope- ration mit Pro Senectute Schweiz und dem Schweizerischen Turnverband ausgebildeten Kursleitenden aus dem Bereich Sport, Soziokultur und Aktivierung zweitägige Kursmodule an. Die generationenverbindende Bewegung zeigt Wirkung. Das belegt eine Studie, die von der Universität Basel in Ko- operation mit der Stiftung Hopp-la durchgeführt worden ist. Sie kommt zu folgendem Schluss: Seniorinnen und Se- nioren steigern ihre funktionelle Mobilität und verbessern ihre psychosoziale Gesundheit. Kinder entwickeln Kraft, stärken ihre Grobmotorik und bilden sozial-emotionale Kompetenzen. Insgesamt verbessert sich die Lebensqualität der Teilnehmenden. Dieser Beitrag wurde in Zusammenarbeit mit der Sammelstiftung Vita realisiert. Auf einem Generationenplatz tummeln sich nicht nur spielende Kinder, sondern auch Seniorinnen und Senioren. Solche Plätze fördern den Austausch zwischen jungen und alten Menschen – und ebenso die Gesundheit. Die Wirksamkeit des Angebots wurde wissenschaftlich nachgewiesen. Von Monika Bachmann Stiftung Hopp-la: ➞ www.hopp-la.ch
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