Die psychische Gesundheit pflegen | Magazin ARTISET | 7-8 2022
ARTISET 07/08 I 2022 49 Weiterbildungsstudiengang zur Stärkung der Expertise im Pflegeheim: Klinische Fachverantwortung in der Geriatrie Start im Februar 2023 Anzeige Komplikationen, sondern auch zur be- gleiteten Integration in unsere Gesell- schaft. Der Zeitpunkt für eine Transition ist unterschiedlich, in der Regel findet der Übergang zur Erwachsenenmedizin mit 15 bis 16 Jahren statt. In diesem Alter stehen einschneidende Ereignisse wie Abschluss der Schullaufbahn, be- rufliche Orientierung und zunehmen- de Selbstständigkeit als Distanzierung vom Elternhaus im Vordergrund. Oft bestehen Unsicherheiten und Fragen bei den betroffenen Jugendli- chen, deren Eltern, Lehrpersonen so- wie Fachexpertinnen und Fachexper- ten darüber, wie eine optimale Teilhabe am Arbeitsleben gelingen kann. Ein Kinderspital oder auch Facharztpraxen für Kinder- und Jugendmedizin sind auf diese Fragen eher nicht eingerichtet. In einigen Institutionen finden Betrof- fene Transitionsteams mit einem Fall- management, medizinischen Fachex- pertinnen und Fachexperten oder Expertinnen und Experten der berufli- chen Integration sowie der Jugendre- habilitation. Dies trifft etwa auf das Schweizer Paraplegikerzentrum zu. Ein ganzheitlicher Ansatz Die behandelnden Kinderärztinnen und Kinderärzte besprechen in der Re- gel die Transition in die Erwachsenen- medizin und bestimmen zusammen mit dem Jugendlichen und dessen El- tern sowie Betreuenden den richtigen Zeitpunkt. Steht dieser fest, sollte vor- ab das Patientendossier der medizini- schen Versorgungseinrichtung oder Praxis geschickt werden, damit sich das Ärzteteam vorbereiten kann. Von Vor- teil ist, wenn eine Fallmanagerin sowie die Fachexpertinnen und Fachexperten in ein Transitionsgespräch einbezogen werden. Nach der Übergabe zwischen den Fachärztinnen und -ärzten findet dann ein Gespräch mit dem Jugend lichen und den Eltern oder Betreuen- den statt. Hierbei geht es meist um Standortbestimmung und Abgrenzung der Verantwortungsbereiche zwischen Kinder- und Jugendmedizin und der Erwachsenenmedizin, wobei der Aus- tausch von Informationen nach wie vor Infos auf der Plattform EnableMe ➞ https://www.enableme.ch/de/ angebote/eltern-projekt möglich ist. Nach dem Erstgespräch in der Erwachsenenmedizin finden in der Regel regelmässige Kontrollen statt. Für Menschen mit einer Behinde- rung ist zwar eine passende medizini- sche Versorgung Voraussetzung, aber auch andere Aspekte sind sehr wichtig. Zum Beispiel die Möglichkeiten im Bereich von Schule und Beruf oder der Kontakt mit der IV bezüglich beruf licher Integration. Braucht es zum Thema Transition oder Einstieg in die Berufswelt Unter- stützung, hält das Portal EnableMe eine Reihe von Informationen bereit. Transition ist ein grosser Schritt für Jugendliche mit Behinderungen, und ein ganzheitlicher Ansatz ist dabei un- abdingbar. Fragen zur Hilfsmittelver- sorgung, zu Sport und Hobbys, Bezie- hungen und Sexualität oder Mobilität und Wohnen wurden in informativen Artikeln aufbereitet. Ein wichtiger As- pekt ist auch die Übernahme der eige- nen Verantwortung für medizinische Themen, wie die Einnahme von Medikamenten, Orthesenversorgung, Organisation von Terminen und An- sprechpartnern bei Notfällen. Die Fi- nanzierung einer Transition wird zum Teil noch nicht vollumfänglich durch die Kostenträger abgedeckt. Ideal wäre, dass die notwendige Transition zu einer Grundleistung wird und so medizini- sche und soziale Komplikationen ver- mieden werden können und mehr Le- bensqualität für Betroffene erreicht wird. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich rechtzeitig vor dem 20. Lebensjahr mit demWechsel der Kostenträger aus- einanderzusetzen. * Kerstin Mitzschke ist Projektleiterin bei der Stiftung MyHandicap. Die Stiftung betreibt das Portal EnableMe. Kerstin Mitzschke und Bonnie Thottukadavil leiten das Projekt Eltern von Kindern mit Behinderung.
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