Was Freiwillige leisten und erleben | Magazin ARTISET | 7-8 2024

ARTISET 07/08 I 2024 11 Im Fokus wir auch hinblicken: Überall spielt Freiwilligenarbeit eine wichtige Rolle. Wie steht die Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern da? Internationale Vergleiche sind nicht ganz einfach, weil es unterschiedliche Definitionen gibt und Freiwilligenarbeit unterschiedlich erhoben wird. Und bei den grossen EU-Studien zu Volunteering ist die Schweiz nicht dabei. Gemäss Freiwilligen-Monitor leisten 39 Prozent der Schweizer Bevölkerung im Alter ab 15 Jahren formelle Freiwilligenarbeit. Damit würden wir leicht hinter den EU-Spitzenreitern Schweden, Niederlande und Österreich, aber noch vor Dänemark, Deutschland und Finnland liegen. Der Spitzenplatz der Schweiz erklärt sich auch mit der sehr hohen Vereinsdichte hierzulande. In der Schweiz gibt es je nach Schätzung 80 000 bis 100 000 Vereine, die alle auf Ehrenamtliche und freiwillige Helfende bauen. Wie sähe die Schweiz ohne Freiwilligenarbeit aus? Und welchen Wert hat die Freiwilligenarbeit, emotional und finanziell? Ohne Freiwilligenarbeit würde eine tragende Säule unseres Gemeinwesens wegbrechen, die Folgen wären verheerend. Freiwilligenarbeit ist aber nicht nur fur die Gesellschaft und den sozialen Zusammenhalt von unbezahlbarem Wert, sie kann auch fur die Freiwilligen selbst ein grosser Gewinn sein. Freiwilligenarbeit bringt Menschen zusammen, schafft Kontakte und Freundschaften, erweitert den Horizont, stärkt das Selbstwertgefühl und eröffnet Partizipationschancen. In Freiwilligenorganisationen kann man nicht nur seine Kenntnisse und Fähigkeiten erweitern, man lernt demokratische Spielregeln, Solidarität und Kompromissbereitschaft und gewinnt Vertrauen in seine Mitmenschen und in die Institutionen. Die vielen positiven Effekte eines freiwilligen Engagements konnten auch im Freiwilligen-Monitor nachgewiesen werden. Dagegen haben wir bewusst darauf verzichtet, den Wert von Freiwilligenarbeit monetär zu beziffern. Würde man es machen, käme man zweifellos auf Milliardensummen. Welche Bedeutung hat ehrenamtliche Arbeit im Dienst von Menschen mit Unterstützungsbedarf? Und sind die Freiwilligen hauptsächlich mit betagten oder eingeschränkten oder jugendlichen Menschen tätig? Sie hat eine sehr grosse Bedeutung. Wir haben die Personen, die Freiwilligenarbeit innerhalb von Vereinen und Organisationen leisten, gefragt, für welchen Personenkreis oder für welche Zielgruppe sie sich hauptsächlich engagieren würden. Ein Achtel der formell Freiwilligen engagiert sich für Menschen mit Behinderung oder für pflegebedürftige Personen. Dazu engagieren sich 10 Prozent für Migrantinnen und Migranten oder Flüchtlinge und 9 Prozent für finanziell oder sozial schlechter gestellte Personen. Schliesslich engagieren sich 21 Prozent generell für ältere Personen und sogar 39 Prozent für Kinder. Dazu kommt die informelle Freiwilligenarbeit ausserhalb von Vereinen und Organisationen. Hier steht die Betreuung von Kindern an erster Stelle vor der Betreuung und Pflege von Betagten, der Pflege von Kranken sowie der Betreuung von Menschen mit einer Behinderung. Arbeiten Freiwillige auch in Institutionen für Menschen mit Unterstützungsbedarf? Zweifellos, allerdings haben wir dazu keine handfesten Zahlen. Wir sehen aber zum Beispiel wo und von wem Ehrenamtliche und freiwillige Helfende gesucht werden. Da gibt es sehr viele Institutionen für Menschen mit Unterstützungsbedarf, die Freiwillige für die unterschiedlichsten Aufgaben suchen. Sehr viele Freiwillige werden für gemeinsame Freizeitaktivitäten und Fahrdienste gesucht, aber auch für andere Aufgaben wie zum Beispiel Treuhanddienste. Wer organisiert freiwillige Arbeit im institutionellen Bereich in der Schweiz? Zuerst sind es einmal die unzähligen Vereine und Non-Profit-Organisationen. Diese werden ihrerseits unterstützt durch staatliche und private Förderer. Eine wichtige Rolle für die Vernetzung und die Suche nach Freiwilligen spielt beispielsweise «Benevol» – die Dachorganisation der regionalen Fachstellen für freiwilliges Engagement in der Schweiz.S chliesslich kann ich auch die Schweizerische «Nicht vergessen darf man zudem, dass auch viele Aufgaben, die früher von Freiwilligen getragen wurden, professionalisiert und in bezahlte Arbeit überführt wurden.»

RkJQdWJsaXNoZXIy MTY2MjQyMg==