Was Freiwillige leisten und erleben | Magazin ARTISET | 7-8 2024

12 ARTISET 07/08 I 2024 Gemeinnützige Gesellschaft erwähnen, welche zusammen mit dem Migros-­ Kulturprozent und der Beisheim-Stiftung den Monitor finanziert, und sich auch sonst für die Förderung der Freiwilligenarbeit einsetzt. Gerade bei Institutionen für Menschen mit Unterstützungsbedarf ist eine sorgfältige Planung und Koordination der Freiwilligenarbeit wichtig, damit die Freiwilligen die richtigen Fähigkeiten und Kenntnisse mitbringen. Welche Motive haben Leute, freiwillig zu arbeiten und wie sieht es mit Entlöhnung aus? An erster Stelle stehen der Spass und die Freude an der jeweiligen Tätigkeit. An zweiter Stelle folgen soziale Motive: Man kann bei der Freiwilligenarbeit andere Menschen treffen, man möchte anderen Menschen helfen oder etwas mit anderen bewegen. Danach kommen persönliche Motive: Man möchte bei der Freiwilligenarbeit seine Kenntnisse und Fähigkeiten erweitern, sich persönlich weiterentwickeln oder ein persönliches Netzwerk pflegen. Finanzielle Gründe werden nur von ganz wenigen Freiwilligen ins Feld geführt, was natürlich auch daran liegt, dass nur wenige substanzielle Entschädigungen erhalten. Auffällig ist die hohe Zufriedenheit der Ehrenamtlichen. Die grosse Mehrheit würde das jetzige Amt nochmals übernehmen, wenn sie erneut wählen könnten. Wer arbeitet freiwillig in der Schweiz? Und in welchen Bereichen vor allem? Freiwilligenarbeit wird von den verschiedensten Bevölkerungsgruppen geleistet. Bei der formellen Freiwilligenarbeit finden wir etwas häufiger Männer, Personen im Alter von 45 bis 74 Jahren sowie Personen mit höherer Bildung, höherem Einkommen und einem Schweizer Pass. Bei der informellen Freiwilligenarbeit sind die Frauen klar in der Mehrheit. Das Profil der Freiwilligen in Vereinen und gemeinnützigen Organisationen dürfte sich in den nächsten Jahren allerdings ändern. Bei Frauen, jüngeren Personen und den in der Schweiz lebenden Ausländerinnen und Ausländern finden wir eine besonders hohe Bereitschaft, sich zukünftig zu engagieren. Besteht die Gefahr, dass Politik und Wirtschaft Arbeiten auf Freiwillige abzuwälzen versuchen? Ja, die Gefahr besteht, und dazu gibt es auch Beispiele. Etwa wenn eine Grossveranstaltung «Recycling-Heros» sucht, welche bei der Abfallentsorgung helfen sollen. Solche Initiativen sind aber häufig wenig erfolgreich. Freiwilligenarbeit muss auch für die Freiwilligen gewinnbringend sein, eben Spass machen oder Sinn und Wertschätzung beinhalten. Das Zusammenspiel von Freiwilligen und bezahlten Mitarbeitenden hat sicher seine Fallstricke, klappt in aller Regel aber sehr gut. Nicht vergessen darf man zudem, dass auch viele Aufgaben, die früher von Freiwilligen getragen wurden, professionalisiert und in bezahlte Arbeit überführt wurden. Wie kann Freiwilligenarbeit gefördert werden? Wertschätzung und Anerkennung sind sicher wichtig. Seitens der Kantone, aber auch von Organisationen und Medien werden dazu verschiedene Preise und Auszeichnungen vergeben. Die Vergaben helfen, den Wert von Freiwilligenarbeit besser zu würdigen und uns bewusst zu machen, was alles freiwillig und unentgeltlich geleistet wird. Wenn wir die Freiwilligen selbst fragen, stehen öffentliche Anerkennung und Wertschätzung allerdings nicht an erster Stelle. Als Bedingungen für die Übernahme eines Amtes werden häufiger genügend Zeit, ein gutes Thema, eine interessante, erfüllende Aufgabe sowie Flexibilität und ein tolles Team genannt. Als Hinderungsgrund wird neben der mangelnden Zeit auch häufig die Angst vor Verpflichtungen genannt. Das heisst, genauso wichtig wie die gesellschaftliche Anerkennung sind die Wertschätzung im Team, flexible und angepasste Angebote sowie die Förderung von Partizipation und Integration. Entscheidend ist auch, dass die Freiwilligen persönlich angefragt und überzeugt werden. Was sind die wichtigsten Resultate des Freiwilligen-Monitors 2020? Und welches sind die überraschendsten Resultate? Vieles wurde ja bereits gesagt. Etwas kann ich aber noch hinzufügen: Allen Unkenrufen zum Trotz nimmt die Freiwilligenarbeit in der Schweiz nicht generell ab. Die Suche nach Freiwilligen ist sicher nicht einfacher geworden, es gibt aber nach wie vor ein beträchtliches Potential an Personen, die sich freiwillige engagieren wollen – gerade auch bei jüngeren Leuten oder bei Personen unmittelbar vor der Pensionierung. «Sehr viele Freiwillige werden in Institutionen für Menschen mit Unterstützungsbedarf für gemeinsame Freizeitaktivitäten und Fahrdienste gesucht, aber auch für andere Aufgaben wie zum Beispiel Treuhanddienste.»

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