ARTISET 07/08 I 2024 37 Aktuell Ein oft genanntes Problem der Dienstleister für Menschen mit Unterstützungsbedarf ist die fehlende Zeit zur Weiterentwicklung und Verbreitung innovativer Lösungsansätze. Als teilweise staatlich finanzierte und somit regulierte Non-Profit-Organisationen werden ihnen vor allem für ihre direkte Arbeit mit Menschen mit Unterstützungsbedarf finanzielle Mittel zugesprochen. In den jeweiligen Leistungsverträgen ist für die Entwicklung und Verbreitung innovativer Ideen kaum ein finanzieller Beitrag vorgesehen. Dabei sind es oft die von den Leistungserbringern aus ihrer Alltagspraxis hervorgehenden Lösungsansätze, die durch gute und effektive Zusammenarbeit aller Betroffenen zu veränderten sozialen Praktiken oder neuen institutionellen Arrangements führen. Diese Ansätze helfen auch dabei, Kosten einzusparen oder gar zu vermeiden. Umso wichtiger ist es, dass innovative Lösungsansätze aus der Praxis weiterentwickelt und sichtbar gemacht werden. Aus 16 Ideen werden 16 Prototypen Mit dem Innovation Booster Co-Designing Human Services verfolgt der Verein Innovationsociale, dem auch Artiset angehört, genau dieses Ziel. Innovative Ideen werden über eine Anschubfinanzierung und ein Coaching während rund zehn Monaten unterstützt. So werden Ressourcen frei, um eine vielversprechende Idee zusammen mit unterschiedlichen Akteuren und Adressaten auszuarbeiten, ihren Nutzen und Mehrwert zu testen, nachzubessern und die Lösung anschliessend breit zugänglich zu machen. Der Innovation Booster finanziert Ideen aus allen Sprachregionen und kommuniziert in der Regel dreisprachig, also deutsch, französisch und italienisch. Diese sprachliche Diversität widerspiegelt sich auch in den Titeln der Ideen, die hier bewusst nicht übersetzt werden. Die 16 geförderten Ideen resultieren aus zwei Ausschreibungen: «Flexible Wohn- und Unterstützungsformen für alternde Menschen» (2022/2023) sowie «Integrierte Dienste und Leistungen im Sozial- und Gesundheitswesen» (2023/2024). 1. Gelebte Inklusion: Sexuelle Orientierung und die geschlechtliche Identität sind spätestens dann nicht mehr Privatsache, wenn Personen sich in die Abhängigkeit einer Alters- oder Pflegeinstitution begeben. Ziel des Projekts ist eine Wegleitung für Pflegeinstitutionen, die Führungskräfte und Mitarbeitende bei der Einführung einer inklusiven Organisationskultur unterstützt. 2. Demenz und Migration: Es fehlt generell an Wissen im Umgang mit Demenz im Migrationskontext. Das hier erprobte Schulungsprogramm soll dazu dienen, in innovativer Art und Weise, zugleich die Dienstleistungs- und die Community-Ebene anzusprechen und zu vernetzen. Austausch und Vernetzung als Innovationsmotor Mittels zweier Ausschreibungen in den letzten zwei Jahren sind im Rahmen des Innovation Booster der schweizerischen Agentur für Innovationsförderung 16 Projektideen aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich gefördert worden. Die Projektskizzen sind jetzt in einer interaktiven Übersicht einsehbar. Interessierte sind eingeladen, mit den initiierenden Teams in Kontakt zu treten. Von Patricia Jungo*
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