Was Freiwillige leisten und erleben | Magazin ARTISET | 7-8 2024

ARTISET 07/08 I 2024 7 Im Fokus Die Aareperle, ein Pflegeheim im aargauischen Döttingen, geht bei der Freiwilligenarbeit neue Wege. Hier sind ehrenamtlich Tätige nicht nur in der Institution selbst aktiv, sondern auch zuhause bei Betagten, die sich Gesellschaft oder Unterstützung bei einfachen Arbeiten wünschen. Ein Modell mit Zukunft? Von Tanja Aebli Die Idee, ältere Menschen in deren eigenen vier Wänden zu unterstützen, sei während der Covid-Pandemie entstanden, erinnert sich Steven Weill, der die Aareperle seit fünf Jahren leitet. Die anvisierte Nachbarschaftshilfe in der Region wollte bestehende Angebote anderer Anbieter wie Pro Senectute nicht konkurrenzieren, sondern Lücken schliessen. Mit dem Ziel, dass Betagte so lange wie möglich in einem Umfeld wohnen können, mit dem sie vertraut sind. In enger Zusammenarbeit mit Benevol AG und der kantonalen Fachstelle für Altersfragen reichten die Verantwortlichen der Aareperle bei Swisslos ein Gesuch ein. Und zogen das grosse Los: Mit dem zugesicherten Betrag konnte während dreier Jahre eine 30-Prozent-Koordinationsstelle für die Freiwilligenarbeit finanziert werden. Mehr als die Hälfte dieser Zeit ist um. Zeit für eine Zwischenbilanz. Kaffee trinken, spazieren, vorlesen «Das neue Angebot kommt bei der Zielgruppe gut an; gerade die Nachfrage im Bereich Nachbarschaftshilfe steigt kontinuierlich», freut sich Steven Weill. Manchmal sind es die erwachsenen Kinder, die anrufen oder eine E-Mail schreiben, manchmal die Betroffenen selbst. Die enge Zusammenarbeit mit Sozialdiensten und Hausärztinnen und -ärzten hilft ebenso, dass das kostenlose Angebot in der Region immer bekannter wird. Aber auch in der Aareperle selbst sind die Plakate der Freiwilligen-Koordinationsstelle nicht zu übersehen. Gesellschaft leisten oder kleinere Hilfestellungen im Alltag erbringen, insbesondere im administrativen oder digitalen Bereich – das sind die aufgelisteten Interventionsfelder im Rahmen der Nachbarschaftshilfe. «Wir sehen uns als offenes Haus, als einen Ort der Begegnung», umreisst Steven Weill die Philosophie der Aareperle. Mit der Freiwilligenvermittlung will die Institution, die nach einer Totalsanierung im Jahr 2023 einen neuen Namen trägt, auch einem sozialen Auftrag nachkommen. «Die Menschen werden immer älter. Aber auch immer einsamer. Hier sind wir als Gesellschaft und als Pflegeinstitution gefordert», so Weill. Das neue Freiwilligenprojekt soll Vorzeigecharakter haben und innovative Ansätze im Umgang mit dem demografischen Wandel liefern. Die Nachbarschaftshilfe und die Freiwilligeneinsätze innerhalb der Institution seien zwar kein Ersatz für Fachkräfte, schafften aber dennoch einen klaren Mehrwert für Betagte, zeigt sich der Institutionsleiter überzeugt. «Die Menschen werden immer älter. Aber auch immer einsamer. Hier sind wir als Gesellschaft, aber auch als Pflegeinstitution gefordert.» Steven Weill, Institutionsleiter Aareperle

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