Magazin ARTISET_9-2022_Politische Partizipation

ARTISET 09 I 2022 41 Aktuell Menschen im Alter nutzen nur einen Bruchteil der technologischen Möglichkeiten, die ihnen in ihrem Alltag Unterstützung bieten könnten. Die Gründe für die verhaltene Nutzung digitaler Möglichkeiten sind vielfältig. Ein zentraler Erfolgsfaktor, welcher über den Zugang älterer Menschen zu technologischen Lösungen und ihre tatsächliche Nutzung im Alltag entscheidet, ist eine adäquaten Begleitung. Und zwar bezogen auf die Wünsche, die Bedürfnisse sowie die Fähigkeiten der Seniorinnen und Senioren. Die Begleitung darf dabei nicht als punktuelle, produktbezogene und einmalige Dienstleistung verstanden werden, sondern als eine ganzheitliche, produktunabhängige und langfristige Unterstützung. Der Unterstützungspfad reicht von der Beratung zu potenziell sinnvollen Technologien über die Hilfe bei der Anschaffung, Installation und Bedienung bis hin zum technischen Support und zur Schulung am Gerät. Idealerweise mündet die Begleitung in eine Bewertung des effektiven Nutzens einer bestimmten Technologie. Wollen wir älteren Menschen den Zugang zuTechnologie ermöglichen und mit Technologie wirklichen Mehrwert generieren, müssen wir bessere Begleitungsangebote entwickeln. Es fehlt jedoch das Wissen darüber, welche Angebote es tatsächlich gibt und welche Bedürfnisse und Wünsche ältere Menschen tatsächlich haben. Der Branchenverband Curaviva und Artiset Bildung haben ein Projekt lanciert, das diese Wissenslücken schliessen möchte. Zusammen mit dem Senior-Lab in Lausanne wurde eruiert, welche Angebote es in der Schweiz gibt und was eine gute Beratung und Begleitung ausmacht. Die Arbeit mündet in Empfehlungen, wie Seniorinnen und Senioren unterstützt werden können. Die Ergebnisse sind auf den Websites von Curaviva und Artiset aufgeschaltet Die wichtigsten Erkenntnisse werden im Folgenden zusammenfassend vorgestellt. Gleichzeitig zu viele und zu wenige Angebote Die Untersuchung zeigt zunächst auf, dass die meisten in der Schweiz bestehenden Unterstützungsdienste auf die Bereiche Beratung, Erwerb und Anleitung ausgerichtet sind. Im Gegensatz dazu gibt es für den technischen Support nur wenige Angebote, und bei der Technologiebewertung, der Evaluation, scheinen Angebote ganz zu fehlen. Ähnliches gilt mit Blick auf die Abdeckung einzelner Technologiebereiche: Übervertreten sind Angebote zur Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien, während diese bei den Assistenztechnologien, zum Beispiel im Bereich Sicherheit, weitgehend fehlen. Diese ungleiche Gewichtung der Begleitungsangebote hängt auch damit zusammen, dass die verschiedenen Dienstleistungsanbieter sich nicht vernetzen. So entstehen redundante Angebote, während andere Themen nicht abgedeckt werden. Zudem lassen sich keine Synergieeffekte erzielen. Eine weitere Herausforderung besteht auch im Bereich des Zugangs zu Informationen: Die oft nur über das Internet abrufbaren Informationen zu Begleitungsangeboten sind für ältere Menschen häufig nur schwer oder gar nicht zugänglich. Entweder sind sie selbst in der Lage, das Internet zu bedienen, oder sie haben Angehörige und Bekannte, die sich damit auskennen. Es ist stossend, wenn man gerade diejenigen Personengruppen nicht erreicht, die am meisten von Unterstützungsdiensten profitieren würden. Älteren die digitale Welt erschliessen Damit Seniorinnen und Senioren noch besser am technologischen Fortschritt teilhaben können, benötigen sie Beratung und Begleitung. Der Branchenverband Curaviva und Artiset Bildung haben gemeinsam mit dem Senior-Lab in Lausanne Empfehlungen erarbeitet. Von Anna Jörger*

RkJQdWJsaXNoZXIy MTY2NjEzOQ==