ARTISET 09 I 2023 21 ➞ www.k lumet.ch Coop – in einen Betrieb integrierte Werkstatt Vor zwanzig Jahren integrierte Coop in Collombey (VS) die erste Gruppe von Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung. Seither hat der Grossverteiler das Projekt Intégration Handicap / Job Integration in rund zwölf Filialen aufgebaut. Die Fondation Perce-Neige gehört seit 2012 zu den Partnerinstitutionen des Projekts. In einem Neuenburger Coop-Einkaufszentrum ist zurzeit ein Team von acht Personen integriert. Sie stehen unter der ständigen Begleitung einer Leiterin Arbeitsagogik und füllen Regale auf. Drei von ihnen absolvieren in Perce-Neige eine Praktische Ausbildung (PrA Insos). Das Modell ist attraktiv, zeigt aber auch die Grenzen der Inklusion auf: hohe Erwartungen, Druck, anstrengende Arbeit (täglich 12 bis 15 Kilometer Wegstrecke zwischen den Regalen), Hektik und manchmal aggressive Kundschaft. Die Teamleiterin von Perce-Neige muss deshalb regelmässig das Anforderungsniveau mit der Geschäftsleitung überprüfen, ein angemessenes Gleichgewicht zwischen den Erwartungen und Fähigkeiten finden und dabei eine gute Zusammenarbeit vor Ort ermöglichen. Aber es funktioniert. Die Abwesenheitsrate der Mitarbeitenden von Perce-Neige liegt nahezu bei null, und ihre Beziehungen zum restlichen Personal sind gut. K-Lumet – eine Erfolgsgeschichte Inspiriert von einem Bohnenbündel, erfand im Jahr 1994 ein Werkstattleiter der Stiftung einen ökologischen Feueranzünder, der mit Ausnahme des Dochts komplett aus Recyclingmaterial hergestellt wird. Das K-Lumet war geboren, und damit begann eine Erfolgsgeschichte. Drei Jahre später wurde der Feueranzünder bereits in rund vierzig Westschweizer Institutionen produziert und verkauft. Seit 2001 ist er auch in der restlichen Schweiz erhältlich. 2005 konnte die erste Partnerschaft mit einer deutschen Institution abgeschlossen werden. Im gleichen Jahr erhielt die Erfindung das Qualitätssiegel der Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu). In den darauffolgenden Jahren kam K-Lumet in Belgien, Frankreich, Polen, Island, Kanada, Estland und Ungarn auf den Markt. Heute generiert die Herstellung des K-Lumet 2000 Arbeitsplätze in mehr als 250 sozialen Institutionen der Schweiz. Das K Lumet entstand vor fast dreißig Jahren in den Werkstätten von Perce Neige. Foto: Fondation Les Perce Neige Stadtgärtnerei Im Jahr 1990 unterzeichneten die Stadt Neuenburg und die Stiftung die erste Vereinbarung zur Integration einer Werkstatt von Perce-Neige in der Stadtgärtnerei. Dieses Angebot richtet sich an Menschen, die nicht in den regulären Arbeitsmarkt integriert werden können, aber für eine betreute Arbeit in einem Betrieb infrage kommen. Unter der Anleitung eines Leiters Arbeitsagogik ist ein Team von sechs Angestellten für den Unterhalt der Spiel- und Sportplätze der Stadt verantwortlich. Das Team hat sich inzwischen auch auf den Bau von Spielen für Kinder spezialisiert. Die Menschen, die in dieser Werkstatt arbeiten, streben in der Regel ein selbstbestimmtes Sozialleben an. Sie sind mit der Aussenwelt konfrontiert und stehen in Kontakt mit der Bevölkerung. Einige von ihnen treten später vielleicht in eine Einzelintegration in die Stadtgärtnerei über. Die Stiftung verfügt über zwei Integrationsplätze, dadurch werden Plätze in der Werkstatt frei. Sacha (links) und Valentin beenden den Schnitt einer Hecke als Schutz eines städtischen Sportplatzes. Foto: amn Nicole füllt Chips, Hunde und Katzennahrung und die kleinen Kühlschränke auf. Foto: amn
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