ARTISET 09 I 2023 7 Im Fokus Mit der Schweizerischen Post engagiert sich erstmals ein schweizweit tätiger Konzern dafür, dass Menschen mit einem hohen Unterstützungsbedarf am allgemeinen Arbeitsmarkt teilhaben können. Begleitet worden ist das Projekt vom Branchenverband Insos und von mehreren sozialen Unternehmen. Bis Ende 2024 sollen 50 unbefristete Teilzeitstellen geschaffen werden. Von Elisabeth Seifert Seit Mitte Juli bietet die Post Menschen mit Beeinträchtigung schweizweit neue Arbeitsmöglichkeiten an. Damit wird ein Projekt umgesetzt, das der Bereich PostNetz in 13 seiner Filialen sowie an einem Standort des Contact Centers zwischen Februar 2022 und Mai 2023 getestet hat. Im Rahmen dieses Pilotprojekts ging es darum zu prüfen, was es braucht, damit Menschen mit Behinderungen unterschiedlicher Art, die im ergänzenden Arbeitsmarkt tätig sind, am regulären Arbeitsmarkt teilhaben können. Eng begleitet worden ist das Projekt vom Branchenverband Insos und mehreren sozialen Unternehmen. Gemeinsam haben die Post und Insos mit seinen Integrationsbetrieben ein standardisiertes Vorgehen erarbeitet, das die Grundlage für die Einführung in Postfilialen der ganzen Schweiz bildet. Zentraler Aspekt dabei ist die Zusammenarbeit zwischen einer Filiale und einem sozialen Unternehmen, bei dem die Menschen mit Behinderung mit einem Arbeitsvertrag angestellt sind. Das soziale Unternehmen rekrutiert Mitarbeitende, die sich für eine Tätigkeit bei der Post interessieren. Dabei handelt es sich immer um einen Teilzeiteinsatz. Die Postfiliale und der Integrationsbetrieb besprechen die gegenseitigen Erwartungen, definieren die Arbeitsinhalte, auch das genaue Arbeitspensum. Die Menschen mit Behinderung erhalten die Möglichkeit, ihr Arbeitsumfeld kennenzulernen, von der Post wird eine Praxisbetreuung zur Seite gestellt. Die Gesamtverantwortung für die Person während des – unbefristeten – Teilzeiteinsatzes bleibt beim sozialen Unternehmen. Dieses unterstützt und begleitet sie und zeichnet sich verantwortlich für die Administration sowie sämtliche Pflichten des Arbeitgebers. Nebst den aus dem Pilotprojekt bestehenden 13 Teilzeitstellen will die Post bis Ende 2024 rund 35 weitere Stellen für Menschen mit einer Behinderung schaffen. Das Interesse ist gross. «Bereits im Rahmen des Pilotprojekts gab es viele Anfragen von Integrationsbetrieben, die wir alle auf eine Warteliste gesetzt haben», sagt Florian Fertl, Leiter Unternehmensentwicklung von PostNetz und Mitglied der Geschäftsleitung. Mit diesen Interessierten trete man jetzt in Kontakt. Gleichzeitig kommen sukzessive weitere Anfragen dazu. Eine neue Zielgruppe im Blick «Inklusion PostNetz», so der Name des Projekts, ist eingebettet in eine Strategie des gesamten Postkonzerns, bei der soziale Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielt. Die verschiedenen Unternehmensbereiche der Post nehmen ihre soziale Verantwortung auf unterschiedliche Weise wahr. Dazu gehören etwa die Reintegration erkrankter oder verunfallter Mitarbeitender oder auch berufliche Eingliederungsmassnahmen im Rahmen der IV. Diese Massnahmen zielen auf den Erhalt der Arbeitsfähigkeit oder die Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt ab. Mit «Inklusion PostNetz» nimmt die Post eine Zielgruppe in den Blick, die sie bis jetzt noch wenig berücksichtigt hat: So sollen auch Menschen, die aufgrund ihrer Beeinträchtigung nicht am allgemeinen Arbeitsmarkt teilnehmen können, eine Chance zur Teilhabe erhalten. Um die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung besser zu verstehen und die Ansatzpunkte für eine solches Projekt zu entwickeln, hat die Post TAGUNG: DER INKLUSIVE BETRIEB Am 21. November findet in Bern (Eventfabrik, Fabrikstrasse 12) eine nationale Tagung statt zum Thema «Der inklusive Betrieb. Arbeitgeber der Zukunft». Die Tagung richtet sich an Arbeitgebende der Privatwirtschaft und der öffentlichen Hand, an Führungskräfte und Strategieorgane von Integrationsbetrieben, an Arbeitsagoginnen und Arbeitsagogen sowie weitere Interessierte. Gemeinsam mit den Teilnehmenden sollen folgende Fragen erörtert werden: Wie sieht unser Engagement für Diversität und Inklusion aus? Wo stehen wir heute bei der Umsetzung? Was braucht es, damit ein Betrieb zukunftsfähig inklusiv werden kann? Gibt es Best Practice Beispiele? Thematisiert wird auch das Projekt «Inklusion Postnetz». Zudem wird ein Self Check präsentiert, bei dem Arbeitgebende erfahren, wie es um ihren Betrieb in Sachen Inklusion steht und welche Massnahmen sie allenfalls noch ergreifen können. Zudem findet an der Tagung die Preisverleihung des Socialstore Awards 2023 statt. Anmeldung: agenda.artiset.ch (bis 11. November)
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