Grenzverletzungen angehen | Magazin ARTISET | 9 2024

20 ARTISET 09 I 2024 Im Fokus Die Freiburger Stiftung Fara (Fondation Ateliers Résidences Adultes) für Menschen mit Behinderungen will mit «Bientraitance» Grenzverletzungen von Dienstleistungsnutzenden und Mitarbeitenden begegnen. Zudem soll, so Geschäftsführer Blaise Curtenaz, die geplante Einführung des Bündner Standards zur Sensibilisierung und Prävention beitragen. Interview: Anne Marie Nicole «Transparenz und Gesprächskultur stärken» Herr Curtenaz, Sie beabsichtigen, in Ihrer Institution den Bündner Standard zu implementieren. Warum? Wir haben das Instrument in seinen Grundzügen an einem Impulstag kennengelernt. Wir glauben, dass es uns als Leitfaden dienen könnte, um einen besseren Umgang mit grenzverletzendem Verhalten zu entwickeln und vermehrt im Vorfeld aktiv zu werden – in der Prävention, der Sensibilisierung und der Transparenz. Studien zeigen, dass Fachkräfte manchmal Mühe bekunden, subtile Formen von Misshandlung oder Missbrauch zu erkennen. Haben Sie innerhalb der Institution ein gemeinsames Verständnis entwickelt? Genau genommen haben wir keine Definition von Misshandlung und ihren verschiedenen Formen – zumindest noch nicht. Unsere Grundlagendokumente verlangen die Wahrung der körperlichen und geistigen Unversehrtheit, und unsere institutionellen Werte beruhen auf gegenseitigem Respekt, dem persönlichen Wohlbefinden, einem harmonischen Zusammenleben und der Nulltoleranz gegenüber Gewalt. Unser Ziel ist es, dass unser Personal niemanden misshandelt und auch selbst nicht misshandelt wird. Welche Formen von Grenzverletzungen und Gewaltsituationen treffen Sie in Ihrer Institution an? Zum Glück nur sehr wenige. Die Grenzverletzungen, mit denen wir konfrontiert sind, betreffen meist problematische oder aggressive Verhaltensweisen von Dienstleistungsnutzenden gegenüber Mitarbeitenden. So zum Beispiel eine schwere Beleidigung, eine Ohrfeige oder einen Schlag. «Unser Ziel besteht in der Förderung von Bientraitance zwecks der Prävention von Misshandlungen.» Blaise Curtenaz, Geschäftsführer der Stiftung Fara

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