Grenzverletzungen angehen | Magazin ARTISET | 9 2024

38 ARTISET 09 I 2024 Aktuell Viele Pflegeeinrichtungen kennen die Herausforderung: Das Personal ist knapp und nicht selten überlastet – aber über herkömmliche Wege wie Zeitungsannoncen, Temporär-, Vermittlungsbüros und Jobplattformen sind kaum Fachkräfte zu finden. Ist das persönliche Netzwerk ausgeschöpft, müssen die Betriebe neue Wege beschreiten. Von Rahel Meister* Auf Personalsuche in den sozialen Medien Ohne Smartphone geht heute nichts mehr. Laut einer Studie verbringt jeder und jede von uns pro Tag etwa 2.5 Stunden am Handy – Tendenz steigend. Eine grosse Rolle spielen dabei die sozialen Medien: 5.4 Mio. Schweizerinnen und Schweizer sind laut dem Portal Statista auf Facebook registriert, auf Instagram sind es um die vier Millionen. Der Gedanke liegt also nah: Wenn sich so viele Menschen auf den sozialen Medien tummeln, müssten dort doch auch Fachkräfte zu finden sein? Sichtbarkeit im Netz Doch wie gelingt es, unter den unzähligen Social-Media-Nutzenden geeignete Kandidatinnen und Kandidaten zu erreichen und sogar eine Stelle zu besetzen? Einer, der sich auskennt, ist Leo Stalder. Er hat sich mit seinem Unternehmen Risem auf die Personalsuche in den sozialen Medien spezialisiert, zur Kundschaft zählen neben Handwerksbetrieben auch Institutionen. Er betont: «Zuerst ist es wichtig, dass sich ein Betrieb seine Stärken, seine Alleinstellungsmerkmale und die gewünschte Zielgruppe ins Bewusstsein ruft. Diese Erkenntnisse liegen jeder erfolgreichen – eigenen oder in Auftrag gegebenen – Online-Kampagne zugrunde.» In einem nächsten Schritt gilt es, hochwertige Bilder und Videos zu erstellen. Sie sollten von guter Qualität und nicht zu lang sein. Emojis oder Hintergrundmusik können sinnvoll eingesetzt werden. Bei Videos sind Untertitel zu empfehlen, dafür gibt es inzwischen auch kostenlose Onlineprogramme. Hilfreich sind auch Aussagen von Mitarbeitenden, die das Unternehmen ins rechte Licht rücken. Schliesslich werden die Inhalte in den sozialen Medien ausgespielt, in der Regel auf Facebook und Instagram – um Lernende anzusprechen, kommt auch TikTok in Frage. Wichtig sei dabei die genaue Zielgruppenansprache, das sogenannte Targeting, betont Stalder: «So werden die Anzeigen und Imagefilme nur bestimmten Personen angezeigt. Zu den sinnvollen Kriterien zählen Wohnregion oder persönliche Interessen.» In der Regel lohnt es sich, mehrere verschiedene Anzeigen zu erstellen und ihren Erfolg mit der Hilfe von Datentracking zu testen. Die digitalen Inhalte können gelikt, geteilt oder an Freunde weiterempfohlen werden und sorgen für regionale Sichtbarkeit. Niederschwelliger Erstkontakt Eine erfolgsversprechende Online-­ Kampagnenform sind «Blitzbewerbungsprozesse», die sich direkt am Handy durchspielen lassen: «Mit quizähnlichen Fragen gibt eine Person erste Informationen wie Ausbildung oder Berufserfahrung über sich preis und erhält gleichzeitig Einblicke ins Unternehmen», erklärt Stalder. Das mühselige Zusammenstellen von Bewerbungsunterlagen «Mit den Kampagnen auf Facebook und Instagram vermitteln wir Emotionen und zeigen authentisch, was uns ausmacht – das finde ich toll.» Daniel Sommer, Institutionsleiter des Alters- und Pflegeheims Bad-Ammannsegg SO

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