Grenzverletzungen angehen | Magazin ARTISET | 9 2024

48 ARTISET 09 I 2024 Aktuell Jedes Jahr fehlen 20 Millionen Betreuungsstunden. Viele Menschen können zwar auch im Alter eigenständig leben, doch insbesondere bei vulnerablen Personen und Hochbetagten besteht schon heute eine Unterversorgung qualitätsvoller und professioneller Betreuung. Wirkungsvolle Unterstützungsmodelle orientieren sich, neben der körperlichen Verfassung, am individuellen Bedarf sowie an den Bedürfnissen der älteren Menschen. Sie müssen in ihren unterschiedlichen sozialen, psychischen und wirtschaftlichen Situationen und Fragilitätsphasen ganzheitlich wahr- und ernst genommen werden. Der Schlüssel zur Zukunftssicherung der Altersbetreuung Um diesen Ansprüchen – trotz dem drohenden Fachkräftemangel aufgrund des demografischen Wandels der Gesellschaft – gerecht zu werden, sind bereits viele Initiativen zur Nachwuchsförderung und gezielten Personalentwicklung im Gange. Ein entscheidender Lösungsansatz ist die stärkere Integration sozialer Berufe in die Altersarbeit. Mit ihren psychosozialen und agogischen Kernkompetenzen sind diese Fachpersonen prädestiniert dafür, ältere Menschen bei einer selbstbestimmten, personenzentrierten Gestaltung von Alltagsaktivitäten und bei der gesellschaftlichen Teilhabe in den verschiedenen Wohnformen zu unterstützen. Die von der Paul Schiller Stiftung veröffentlichte Publikation «Das Potenzial sozialer Berufe für die Betreuung im Alter nutzen» schlägt dazu in konkreten Handlungsimpulsen sowie einer ganzen Reihe von umsetzungsorientierten Materialien praxisnahe Ansätze vor: Damit zukünftige Generationen die Karriereperspektiven für soziale Berufe im wachsenden Arbeitsmarkt «Alter» erkennen und seine Herausforderungen meistern können, soll das Themenfeld Betreuung vermehrt in den Fokus der Bildungslandschaft rücken. Die Kerninhalte der Altersarbeit müssen in den Curricula jeder sozialen Aus- und Weiterbildung stärker gewichtet werden. Auch Möglichkeiten für niederschwellige Kurse und Lehrgänge zur Umorientierung für berufliche Quereinstiege müssen gefördert werden. Betreuung soll in den Organisationen der Altersarbeit als zentraler Bestandteil verankert werden – auf strategischer Ebene und in den konkreten PersonalentwicklungsDas Potenzial sozialer Berufe für Betreuung im Alter nutzen Der Bedarf nach mehr Fachpersonal in der Altersarbeit wird immer deutlicher erkennbar. Die Kompetenzen sozialer Berufe bieten ein grosses, weitgehend ungenutztes Feld an potenziellem Nachwuchs für eine flächendeckende Betreuung im Alter. Von Eusebius Spescha* PAUL SCHILLER STIFTUNG Die Stiftung setzt sich unter anderem für eine qualitätsvolle und bezahlbare Betreuung von älteren Menschen in der Schweiz ein. Alle Menschen haben ein Anrecht darauf, in Würde alt zu werden. Mit ihrem langfristigen Engagement rund um gute Betreuung im Alter stärkt die Stiftung den Dialog in Politik, Praxis, Bildung sowie Forschung. Sie trägt durch die Erarbeitung von Grundlagen, Impulsen und durch die Unterstützung von Pilotprojekten dazu bei, die Herausforderungen der demografischen Alterung in unserer Gesellschaft zu bewältigen. ➞ gutaltern.ch

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