Innovationen entwickeln und umsetzen

ARTISET 06 I 2023 25 privat und halb gemeinschaftlich. Das ist ideal für Menschen, die nicht mehr allein wohnen möchten und sich den persönlichen Ansprüchen entsprechende Betreuung wünschen.» So gibt es dort im 3. Stockwerk des ehemaligen und heute umgebauten Felix-Platter-­ Spitals private Studios, kombiniert mit verschiedenen Gemeinschaftsräumen. Natürlich benötigt es viele Diskussionen bis man in Institutionen neue oder auch nicht ganz übliche Wege gehen kann. Vor allem aber benötigt es auch den Mut, den Weg zu gehen und die bekannten Pfade zu verlassen. Innovationen gehen immer mit einem Restrisiko einher. Werden – um beim Beispiel des Basler Bürgerspitals zu bleiben – die vorhandenen Studios vermietet, wird sich die Nachfrage wie berechnet und geplant entwickeln? Das sind Fragen, welche die Verantwortlichen beschäftigen. Innovationen sind ohne ein gewisses Restrisiko nicht zu haben, wenn Letzteres auch – so gut wie möglich – berechnet und modelliert werden kann. Strategisch verankern Gerade innovative Wohnmodelle für ältere Menschen richten sich immer und konsequent an den Bedürfnissen der Kundengruppe aus. Wenn sich diese wandeln, sind Innovationen gefragt. Wir wissen seit längerer Zeit, dass wir künftig sozialräumlich ausgerichtete Wohnformen benötigen, um auch dem integrierten Ansatz für Betreuung, Begleitung und Pflege älterer und hochbetagter Menschen gerecht werden zu können. Ohne eine Integration von Wohnen und Pflege werden wir den künftigen Herausforderungen als Branche nicht standhalten können. Die VisionWohnen 2030 von Curaviva und auch das Instrument Elia verfolgen diesen Gedanken. Unzählige Betriebe aus dem Pflegeheimsektor sind diesen Entwicklungen gefolgt und haben innovative, sozialräumliche Angebote geschaffen und damit den gesamten Sozialraum von wartenden Akteuren zu gemeinsam handelnden Akteuren neu gestaltet. Noch etwas benötigen wir dringend – und damit wären wir wieder bei der eingangs erwähnten Fragestellung: Für Innovationen brauchen wir Zeit. Und diese fehlt oft im engen Korsett des Arbeitsalltags. Es wird heute – zu Recht – von Betriebsführenden immer mehr beklagt, dass der administrative Aufwand in den Heimbetrieben immer stärker zunimmt, die alltägliche Arbeit erschwert und vielfach auch erdrückt. Der Branchenveband Curaviva hat zusammen mit Senesuisse eine erste Übersicht erstellt, wie viele Gesetze es auf nationaler Ebene gibt, die Vorgaben und administrative Folgearbeiten für die Betriebe verursachen. Es sind allein auf nationaler Ebene 30 Gesetze und Verordnungen, kantonale oder gemeindeeigene Vorgaben nicht mitgerechnet. Eine solche Überregulierung ist der Innovationskiller per se. Dennoch gibt es Hoffnung. Jede Trägerschaft braucht mindestens eine Fachperson, die Zeit und auch die Fähigkeiten hat, innovative Lösungsansätze auf strategischer Ebene zu suchen, idealerweise zusammen mit interessierten Partnerorganisationen. Die Umsetzung innovativer Lösungsansätze gelingt nur, wenn diese auch strategisch verankert sind. Neue Denkmethoden Noch ein Beispiel zum Schluss: Kürzlich war ich Gast bei einemWorkshop mit Innenarchitekten. Der Workshop wurde nach der Methode des «Design Thinking» moderiert und durchgeführt. Es ging dabei darum, ein innovatives und sozialräumliches Wohnmodell zu entwickeln. So erhielten die Teilnehmerinnen undTeilnehmer die Aufgabe, ein Bild dieses Modells mittels Lego- und Playmobil-Bausteinen zu entwickeln. Es war einer der interessantesten Workshops, die ich je besucht habe. Da war eine Gruppe erwachsener Frauen und Männer zusammen und baute ein Modell aus Lego. Der eine oder die andere mag nun denken, dass man für Legospiele keine Zeit habe. Ich rate allen, sich genau für einen solchen Prozess Zeit zu nehmen. Innovative Gedanken werden auf diese Weise in konkrete und fassbare Bilder übersetzt. An langweiligen Sitzungen entstehen nach meinen Erfahrungen die wenigsten Innovationen. Mit Bildern kommen wir in der Umsetzung deutlich weiter als mit Worten. Ohne gemeinsame Bilder gibt es keine Innovationen. Probieren Sie’s aus. ELIA – ENABLE LIVING IN AUTONOMY Die integrierte und sozialraumorientierte Versorgung ist einer der erfolgversprechendsten Ansätze, um die Lebensqualität von älteren Menschen und Menschen mit chronischer Erkrankung zu verbessern. Damit die Institutionen von den Erfahrungen anderer profitieren können, haben der Branchenverband Curaviva, das Institut et Haute Ecole de la Santé La Source sowie das Senior-Lab im Rahmen eines von Gesundheitsförderung Schweiz mitfinanzierten Projekts für die Planung und Durchführung einer solchen Umstrukturierung unter anderem das Online-­ Instrument zur Selbstevaluierung, Elia, entwickelt. Mit diesem Instrument können alle am Thema der integrierten und sozialraumorientierten Versorgung interessierten Organisationen ihr Weiterentwicklungspotenzial bestimmen. Die Ergebnisse werden in einem Netzdiagramm dargestellt, was den Vergleich mit anderen Organisationen (Benchmarking) und eine zeitliche Nachverfolgung ermöglicht (regelmässige Neubewertungen). Das Elia-Instrument schlägt zudem konkrete und individuelle Empfehlungen entsprechend dem jeweiligen Organisationsprofil vor. Die Nutzung des Instruments ist kostenlos. ➞ Weitere Infos und Anmeldung: elia-assessment.ch Im Fokus

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