Innovationen entwickeln und umsetzen

ARTISET 06 I 2023 37 Steht etwas an, überlegen sich die Infrastrukturverantwortlichen gute Lösungen. Inzwischen sei dieses Nachhaltigkeitsdenken längst allen in Fleisch und Blut übergegangen, sagt er. Und auch die Handwerkerbetriebe, mit denen sie zusammenarbeiten, wissen das und versorgen die BSZ Stiftung bei Um- und Neubauten automatisch mit den aktuellsten und effizientesten Lösungen. «Wir müssen das nicht einmal mehr explizit erwähnen.» Fernwärme und Solarpanels Inzwischen sind die Gebäude der BSZ Stiftung an allen sechs Standorten wo nur möglich auf dem neusten Stand. Konkret heisst das: Die nachhaltige Wärmeerzeugung wird ergänzt durch eine nachhaltige Stromgewinnung. Auf drei Gebäuden – demHauptsitz in Steinen und demWohnhaus Ingenbohl sowie dem Stall daneben – sammeln insgesamt 622 Solarpanels das Sonnenlicht und erzeugen pro Jahr 199000 Kilowattstunden Strom: Das entspricht insgesamt dem jährlichen Verbrauch von 45 Haushalten und spart 82Tonnen CO2 pro Jahr. Unterstützt wird die BSZ Stiftung von der Firma Solarify, die alles organisiert: Die Stiftung stellt ihre Dächer zur Verfügung, Solarify hat die Solaranlagen mit ihrem Modell finanziert, bei dem Interessierte die Solarpanels kaufen können. Einen Teil der Panels kauften BSZ-Mitarbeitende, die ein Vorkaufsrecht erhalten hatten. Solarify koordinierte die Montage und übernimmt dann den Betrieb. Die 54 Panelbesitzerinnen und -besitzer erhalten dafür künftig von Solarify regelmässig einen Anteil der Erträge aus dem Stromverkauf ausbezahlt. Die BSZ Stiftung ihrerseits bezieht den Strom von den eigenen Dächern zu günstigen Preisen. Weil auch Solarstrom klug genutzt werden will, sind inzwischen viele Geräte des Betriebs stromeffizient. Müssen Geräte neu angeschafft werden, wählen die Verantwortlichen wo möglich die sparsamsten, und die Maschinen werden mit energieeffizienter Druckluft betrieben. Auch viele Lampen sind mit effizienten LED und Bewegungssensoren ausgestattet, damit sie nur so lang wie nötig brennen. «Wir nutzen jede Gelegenheit zum Optimieren», erklärt Schürpf. Ein Ende fänden die Bemühungen allerdings nie: «Je höher der Standard ist, auf desto höheremNiveau nehmen wir die Verbesserungen vor.» Gelbbauchunken und Gemüseanbau Wer will, findet immer neue Ideen und Projekte. Ein Leuchtturmprojekt, das rundum alle wichtigen Punkte für Nachhaltigkeit berücksichtigt und Roland Schürpf besonders begeistert, ist das Bio Landgut Höchenen in Ingenbohl – der künftige «Perlenhof»: Längst wird nach den Vorgaben der Bio-Knospe gearbeitet, und die Hühner produzieren Freilandeier nach KAG-Vorschriften. Neu wird der Hof zusätzlich umgestellt von einer produktionsorientierten Landwirtschaft auf einen erlebnisorientierten Lebenshof, der Raum für Biodiversität und Nachhaltigkeit bietet. Bereits haben sich dort die vom Aussterben bedrohten Gelbbauchunken angesiedelt, und gegenwärtig werden die landwirtschaftlichen Kulturen mit ökologischen Massnahmen wie beispielsweise Hecken ergänzt, damit sich Kleintiere und Vögel einnisten können. Gleichzeitig wird das Tagesstrukturangebot im Landwirtschaftsbereich ausgebaut. Eröffnet wird der neue Perlenhof im Frühling 2025. Ab dann können Gäste auf dem Höchenenweg beim Spazieren die wie an einer Kette angeordneten «Perlen» der landwirtschaftlichen und ökologischen Kulturen besichtigen – eine Gelegenheit für näheren Kontakt zwischen Stiftung und Gesellschaft. Ein anderes neues Projekt ist das Sozialprojekt Restwert (projekt-restwert.ch): Abgegebene Gegenstände werden von Mitarbeitenden, die imRahmen einer Integrationsmassnahme arbeiten, entgegengenommen, bei Bedarf zurechtgemacht und auf einer Online-Handelsplattform zum Verkauf angeboten. Der Erlös geht zu 70 Prozent an die Besitzerinnen und Besitzer der Gegenstände, mit dem Rest finanziert sich das Projekt. Und, last but not least, die Gegenstände werden nicht weggeworfen, sondern sinnvoll verwertet. Iso-Zertifizierung und Fundraising Weil alles so gut eingespielt ist, überlegt sich die BSZ Stiftung in den nächsten Jahren die Iso-Umwelt-Zertifizierung – eigentlich als logische Folge der vielen getätigten Massnahmen: «Es ist nicht so, dass wir uns die Zertifizierung vorgenommen haben und jetzt alles daraufhin abstimmen müssen», erklärt Schürpf. Vielmehr biete sich die Zertifizierung des Gesamtkonzepts wie von selbst an. Eine grundlegende Veränderung werde die Zertifizierung nicht bringen, sagt Schürpf, aber die Kundschaft verlange zunehmend danach. «Und das Zertifikat bildet ein schönes Tüpfelchen aufs i.» Wie aber gelingt ein solch durchgängig nachhaltiges Konzept? «Die Führung muss voll dahinterstehen und bereit sein, bei Bedarf etwas mehr zu investieren», sagt Roland Schürpf. Beispielsweise bei der Anschaffung neuer Maschinen oder der Materialbeschaffung: Das Holz für die Schreinerei beispielsweise stammt aus nachhaltiger Waldwirtschaft mit FSC-Label und vorwiegend aus der Schweiz. Spezialprojekte wiederum werden wo möglich durch alternative Finanzierungsmodelle unterstützt: Im Landwirtschaftsprojekt geht Schürpf davon aus, dass 80 Prozent der Kosten durch Fundraising abgedeckt werden, und auch die Begrünung einer Dachterrasse sei von einer Stiftung übernommen worden. Das bringe zwar einen Mehraufwand für den Projektbeschrieb, das Einhalten der Auflagen und eine saubere Dokumentation. «Dafür wird das Betriebsbudget nicht belastet.» Roland Schürpf nickt zufrieden. «Es macht Spass und befriedigt, wenn man alles so sieht, und regt die Fantasie an, kreative Lösungen zu finden.» Von Pellets über Solarpanels bis Unkenbiotop – Nachhaltigkeit hat viele Gesichter. ➞ bsz-stiftung.ch Aktuell

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