Innovationen entwickeln und umsetzen

10 ARTISET 06 I 2023 Im Fokus Soziale Innovation betrifft sämtliche Lebensbereiche. In der Sozialen Arbeit, erklärt Anne Parpan-Blaser*, geht es um neuartige Konzepte, Programme, Methoden, Organisations- und Finanzierungsformen, «welche die Soziale Arbeit grundlegend verändern und den Klientinnen und Klienten einen Mehrwert bringen». Interview: Claudia Weiss «Eine grundlegende und nachhaltige und dauerhafte Verbesserung» Frau Parpan, soziale Innovationen betreffen sämtliche Bereiche unseres Alltags von Mobilität über Wohnen bis Arbeiten. Beispiele sind Car Sharing, Generationenwohnen, Repair Café oder Urban Gardening. Was aber können wir uns unter «Innovationen in der Sozialen Arbeit» vorstellen? Anne Parpan-Blaser: Während es bei sozialen Innovationen imAllgemeinen um fundamentale Veränderungen des gesellschaftlichen Handelns und Zusammenlebens geht, kann man hinsichtlich Sozialer Arbeit zwischen Innovationen in der Sozialen Arbeit und durch die Soziale Arbeit unterscheiden. Während es bei Ersteren um Entwicklungen im Fachbereich geht, steht bei Letzteren der Einfluss auf den sozialen Wandel im Fokus. In beiden Fällen können verschiedene fachliche und gesellschaftliche Ebenen unterschieden werden. Von welchen Ebenen reden wir? Auf einer ersten Ebene finden wir Programme, Methoden und Konzepte, die sehr nah beim konkreten Handeln sind. Ein Beispiel ist die Krisenintervention «Speckdrum» für Menschen mit Autismus, ein niederschwelliges und bedürfnisorientiertes Angebot für Betroffene und Angehörige. Auf einer mittleren Ebene geht es um die soziale Versorgung in einem Praxisfeld – beispielsweise im Kindesschutz – oder im regionalen Kontext, beispielsweise die Vernetzung von Diensten rund um medizinische Versorgung und Spitex. Auf einer übergeordneten Ebene sind es dann grosse sozialpolitischeThemen wie Alterssicherung oder die Drogenpolitik des Bundes. Es geht also um grosse Politik und um kleine Projekte. Insgesamt ist es nicht einfach, soziale Innovation einzugrenzen… Ja, sie umfasst tatsächlich ein sehr breites Gebiet. Und dann kann mit sozialer Innovation erst noch entweder ein Prozess, ein als neuartig zu bewertendes Entwicklungsergebnis oder die Art, wie wir ein Thema oder ein Problem angehen, gemeint sein. Das klingt sehr komplex! Wichtig ist: Eine gute Idee ist noch keine Innovation. Das wird sie erst, wenn sie umgesetzt wird und die Praxis grundlegend und umfassend und dauerhaft verändert. Genau das macht es aber schwierig: Genau genommen kann man nämlich erst imNachhinein feststellen, ob sich etwas wirklich Wichtiges verändert hat, also und ob es sich daher um eine «echte» Innovation handelt. Es bietet sich deshalb an, vom Innovationsgrad zu sprechen: Etwas kann mehr oder weniger innovativ sein. Im Vordergrund steht für mich ohnehin, dass gestützt auf bestes Wissen

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